Genau drei Jahre ist es her, als sich jenes Ereignis zugetragen hat, von welchem ich euch nun erzählen möchte. Es war eine Halloween-Nacht wie heute.
Die Luft war kühl und feucht. Der Nebel begann schon sich wie eine Decke über den Boden zu legen und immer höher zu klettern, als würde er sich mit den tief hängenden Wolken vereinigen wollen.
Eine junge Elfe suchte zu jener Zeit ihren Weg durch das Dickicht des Waldes und die Nebelschwaden, die schwer über der Erde hingen. Hilfesuchend streckte sie ihre Hände nach der Wärme der Sonne aus und wurde immer verzweifelter, je mehr sie sich ihr entzog. In ihrer Hektik bemerkte sie nicht, wie ihr eine Blume nach der anderen aus den Armen glitt, die sie als Dekoration für das bevorstehende Halloweenfest seit Stunden gesammelt hatte.
Das Einzige, auf das sich die Elfe im Moment konzentrieren konnte, war den Weg nach Hause zu finden.
Aber mit jeder Minute, die sie orientierungslos weiterging, wurde der Nebel dichter und dichter, bis sie kaum mehr die Hand vor Augen erkennen konnte. Mit dem Licht der Sonne wurde auch ihre Hoffnung vom Nebel verschluckt. Und ihre Angst wuchs.
Ihr Kleid verhedderte sich im dornigen Gestrüpp, ihre Haare verfingen sich in den knorrigen Ästen der knarzenden Bäume.
Fast kam es ihr so vor, als würde der Wald selbst sie gefangen halten wollten.
Dann plötzlich - ein Lachen, so dunkel und düster, dass einem bei dem bloßen Klang die Knochen erzitterten. Erschrocken drehte sich die junge Elfe im Kreis und versuchte die Quelle des Lachens zu erspähen, das genauso abrupt aufgehört hatte, wie es erschienen war.
Kurz darauf zuckte ein schrilles Gelächter durch den Nebel, dass der Elfe das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Wer ist da?“, rief sie zaghaft und konnte die die Panik kaum noch unterdrücken. Anstelle einer Antwort lachte das fremde Wesen, als würde es sie verspotten.
„Zeig dich“, forderte die Elfe verzweifelt und versuchte erfolglos die Nebelschwaden mit ihrer Hand zu vertreiben.
Wieder schallte das Lachen durch den Wald. Von überall her schien das höhnische Gelächter zu kommen.
Aus den Augenwinkeln sah sie auf einmal einen dunklen Schatten, doch als sie sich danach umgedreht hatte, war er wieder verschwunden. Dafür tauchte er auf der anderen Seite auf, aber kaum, dass sie hinsah, hatte er sich wieder in Luft aufgelöst. Immer wieder sah sie den Schatten, wirbelte um die eigene Achse, aber nicht einmal konnte sie sehen, was sich hinter dem Nebel versteckte.
Sie warf die restlichen Blumen zu Boden und rannte blindlings in den Nebel hinein. Was auch immer hinter diesem Schatten steckte, sie bezweifelte, dass es etwas Gutes war. Doch gerade als ihr klar wurde, dass ihr bei ihrer Flucht nicht ein Baum oder Strauch begegnete, verdichtete sich der Nebel vor ihr zu einer schwarzen Wolke.
„Wo willst du denn hin?“, fragte eine grollende Stimme, die ihr die Haare zu Berge stehen ließ.
Durch den Rauch hindurch schob sich eine Rübe, in dessen Schale eine grauenvolle Grimasse geschnitzt war.
„Glaubst du wirklich, wenn du mein Reich betreten hast, kannst du es so einfach wieder verlassen?“, höhnte die Rübe donnernd und das Licht in seinem Innern flackerte bedrohlich.
„Glaubst du wirklich, du kannst mir entkommen?“
„Wer bist du?“, presste die Elfe hervor - unfähig, sich zu rühren. Das Grinsen der Kreatur wurde breiter. Auch diesmal antwortete das Wesen nicht, sondern umkreiste die Elfe und kam immer näher an sie heran, bis sie seinen fauligen Atem und die Glut in seinem Schädel riechen konnte. Genau vor ihrem Gesicht schwebte nun die grinsende Rübe und schien geradewegs in ihre Seele zu starren. „Einst nannte man mich Jack“, zischte das Wesen und brach erneut in ein haltloses Lachen aus. „Aber inzwischen sind mehr Jahre vergangen als ich zählen kann.“
Stotternd quetsche die Elfe heraus, was er von ihr wollte, und Jacks Grinsen nahm boshafte Züge an. „Dich für deine Dummheit bestrafen, was sonst? Du hast den Fehler gemacht, an Halloween in mein Reich einzudringen. Und dafür wirst du den Preis bezahlen.“
Panisch wollte die junge Elfe fliehen, doch egal in welche Richtung sie floh, immer wieder stellte sich ihr Jack in den Weg. „Bitte, ich wusste nicht, dass dies dein Reich ist“, flehte sie und versuchte mehr Abstand zwischen sich und den bösen Geist zu schaffen. „Wissen, nicht wissen. Das spielt keine Rolle“, donnerte die Rübe grollend.
„Es gibt kein Entrinnen für dich. Dein Schicksal war besiegelt, als die Sonne unterging. Aber du verdienst wenigstens zu wissen weshalb, meinst du nicht?“
Mit seiner knarzenden Stimme erzählte er von einem Schmied, der einst dem Teufel selbst ein Schnippchen geschlagen hatte. So war er fürs Erste seinen Klauen entkommen. Doch Jahre später kehrte der Teufel erneut zurück, um die Seele des Schmiedes zu holen. Und wieder gelang es ihm, durch eine List dem Tod zu entrinnen. Doch nachdem der Teufel ein drittes Mal vor ihm erschien, ließ er sich nicht mehr austricksen. Sein Zorn war so immens groß geworden, dass er den Schmied verfluchte und dieser gezwungen war als gepeinigter Geist sein Dasein zu fristen, bis er genug Seelen gesammelt hatte, um den Teufel Milde zu stimmen.
Breit grinsend sah Jack die junge Elfe an.
„Nun rate mal, wer dieser Schmied gewesen ist“, forderte er sie auf und schwebte auf sie zu.
Kopfschüttelnd wich sie vor ihm zurück. „Ich muss noch einige Seelen sammeln. Und du wirst die nächste sein“, verkündete er dunkel und die Höllenglut innerhalb des Rübenkopfs loderte auf, bis nichts mehr außer dem Flammenmeer der Hölle zu sehen war.
Seit jener Nacht wurde die Elfe nie wieder lebend gesehen.
Noch heute irrt ihr ruheloser Geist durch den Nebel. Und jedes Halloween, wenn rauchige Nebelschwaden die Welt verschlucken, kann man in dieser weißen Wüste ihre gehetzten Schritte hören. Und wenn du genau aufpasst, kannst du hören, wie die Geschichten der gefangenen Seelen flüsternd durch den Nebel hallen. Doch wehe dem, der zu lange dort verweilt. Denn wenn du erst sein unheilvolles Lachen hörst, wird es auch für dich zu spät sein.
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Stil: 10/10
Kreativität: 10/10
Bezug zum Thema: 10/10
Gesamtpunktzahl: 30/30
Ich finde die Geschichte wirklich sehr interessant und schön geschrieben. Es erinnert wirklich an eine X-Factor Geschichte. Die Idee gefällt mir sehr. Vor allem da ich erst gedacht hatte, dass dieses Gespenst Jack Sceletton sein könnte von Nightmare bevor Christmas.
Stil: 10/10
Kreativität: 10/10
Bezug zum Thema: 10/10
Gesamtpunktzahl: 30/30
Eine sehr schaurige Geschichte. Als Elfe würde ich mich so schnell nicht mehr in den Wald trauen.
Stil: 10/10
Kreativität: 10/10
Bezug zum Thema: 10/10
Gesamtpunktzahl: 30/30
Die eldaryanische Variante einer klassischen Halloween-Story, gefällt mir sehr gut! Der Stil ist fesselnd und beschreibt die Atmosphäre hervorragend.
Gesamtpunkzahl: 90
Tränen rinnen über mein Gesicht.
Eldarya entschlafen - Leben gibt es nicht.
Es ist sehr schade, dass die Aktivität in Eldarya immer mehr abgenommen hat nach dem Brand.
Nicht nur von beemov sondern auch von uns.
Ich wünsche allen, die noch geblieben sind, möglichst viel Spaß und hoffe, dass jeder noch die schönen Zeiten in Erinnerung behalten wird.