Die Auflösung:Ich bedanke mich nochmal ganz Herzlich bei euch allen für die tollen Einsendungen und bei Jassimini die mir geholfen hat, damit ich selber hier teilnehmen konnte! Ich würde mich sehr freuen euch beim nächsten Wichteln wiederzusehen.
Denkt bitte daran eurem Wichtel ein kleines Dankeschön für ihre Mühen da zu lasen. :)
Also dann, hier kommen die Geschenke:
Für Astraeus
Für DrPharao
Chaos auf der Winterweide
„Ihr werdet auf eine spezielle Mission geschickt. Eine sehr gefährliche. Ihr sollt mit einem Schiff zu einer Insel segeln. Angeblich soll es laut Berichten eine komisch geformte Materie geben. Wir vermuten, es handelt sich um ein Portal. Dr. Pharao, als Beste der Professoren bitten wir dich, diese Expedition zu leiten. Lance ist einer der besten Kämpfer, wie du sicherlich weißt. Loony ist als Werkatze eine ausgezeichnete Fährtensucherin. Und Koori wird euch mit ihren Kräften sicherlich auch eine große Hilfe sein. Ich würde ja warten, bis das Eis getaut ist und es wärmer wird. Aber so etwas hat höchste Priorität. Wenn wir nun zögern, könnte es fatale Auswirkungen auf uns alle haben. Danke, das war es. Bereitet euch vor. In zwei Tagen brecht ihr auf.“ Mit diesen Worten entlässt Huang Hua die Anwesenden.
Phara freut sich wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Endlich darf sie wieder ihr geliebtes Schiff, die „Winterweide“ führen. Mit meiner allerbesten Freundin Loony. Und dazu noch mit Koori. In Gedanken macht sie sich schon einen Plan für die Reise, sodass sie gegen etwas Hartes stößt, gefolgt von einem „Uff“
„Au. Wer stellt denn mitten im Weg eine Rüstung hin?“ Die Halbpurreko reibt sich die Stirn.
„Äh, die trage ich immer“, ertönt eine andeutungsmäßig männliche Stimme. Phara sieht genauer hin. Na toll, es ist Mathieu. 'Och nöö, der hat mir gerade noch gefehlt.', denkt sie sich. Es ist jetzt nicht so, dass ich ihn nicht mag, aber... naja, die Forscherin hat für den Menschenwelpen nicht viel übrig. Phara findet, dass er ständig hinter dem Drachen herdackelt. Wie ein Baby-Crylasme. Aber der Gefährte ist noch wenigstens süß und kann irgendwann mal selber laufen, wie es so schön heißt. Aber naja, auf der Erde ist das wohl normal. Dennoch setzt sie ein Lächeln auf.
„Oh, Tschuldige. Hab dich nicht gesehen.“
„Schon gut. Manchmal renne ich auch in hübsche Wesen.“, begrüßt er sie. Doch sie erwidert nur kurz angebunden: „Du hast Glück. Ich rempel nur das gegenteilige an. Also, man sieht sich, ich habe noch viel zu tun.“ Noch bevor der verdutzte junge Mann etwas erwidern kann, ist sie auch schon weg.
In ihrem Raum angelangt, zückt sie Stift und Notizblock, um sich ihr Vorgehen zu notieren.
„So, was muss ich noch packen? Was meinst du?“ Mit diesen Worten wendet sich die Faery ihrem Gefährten zu, der träge auf dem Bett lümmelt und sich abschleckt, um sich zu säubern. „Oh stimmt, danke. Hatte ich fast vergessen“ Eifrig kritzelt sie noch 'Notizblätter' hinzu, man kann ja nie wissen. Unsere Gefährten... die Mission könnte ziemlich gefährlich werden. „Also bleibt ihr hier“, sagt sie zu ihrem Gefährten. Dieser starrt sie nur an. „DU brauchst mich gar nicht so niedlich anzusehen. Ihr müsst leider hierbleiben, es wird viel zu gefährlich für euch.“
„Danke, das wars.“ Ich entlasse Matthieu, der der Kapitänin beim Beladen des Kahns geholfen hat. Lance bringt währenddessen die letzten beiden Kisten mit Vorräten an Bord. Doch der Menschenjunge steht etwas unsicher da, als würde er noch etwas sagen wollen. „Äh, hast du es noch nicht mitbekommen?“ Er reicht ihr einen Brief, den sie entgegennimmt und liest. Als sie am Ende angelangt ist, schaut sie hoch, dann liest sie den Brief erneut. Ausdruckslos blickt sie den Braunhaarigen an.
„Das soll doch wohl ein Witz sein?“ Jetzt grinst der junge Mann.
„Nein. Ich habe Huang Hua gefragt. Sie hat mir erlaubt mitzukommen, um noch etwas zu lernen.“
„Aber ich dachte, du solltest hierbleiben?“, hakt sie nach.
„Naja... nachdem ich ihr vorgeschlagen habe, dich zu begleiten, war sich auch etwas zweigeteilt. Aber die Berichte sagen, dass es Tiere von der Erde auf dieser Insel geben soll. Und da ich von der Erde komme...“
„...hat sie doch Ja gesagt.“, beendet die junge Frau den Satz mit hängenden Schultern. Schließlich gibt sie sich geschlagen.
„Na schön, dann hol deine Sachen. Wir starten in einer halben Stunde.“
In der Kajüte versammeln sich alle Teilnehmer kurz vor dem Segelsetzen am Tisch: Dr. Pharao, Loony, Koori, Lance und Mathieu.
„Also, wie ihr wisst“ die Leiterin dieser Mission schaut flüchtig zu Mathieu „oder wissen solltet, machen wir die Erkundung, um herauszufinden, ob es sich auf dieser Insel, zu der wir unterwegs sind, tatsächlich ein Portal handelt. Den Erzählungen einiger Meerjungfrauen zufolge sollen sich ungewöhnliche Gefährten dort aufhalten. Tiere mit Fell, langen Beinen und Hals beispielsweise, ähnlich wie ein Rawist. Oder auch kleinere mit Federn, wie ein Chevena, aber ohne Helm. Unser Menschenexperte hier soll bestätigen, ob es sich wirklich um das handelt, was wir herausfinden sollen. Lance wird das Steuer übernehmen. Noch Fragen?“ Keine Unklarheiten. Dann also los.So segeln die Kameraden zur beschriebenen Insel. Einige Tage vergehen auf hoher See, ohne nennenswerte Ereignisse.
Dr. Pharao und Loony befinden sich in der warmen Kajüte um den Tisch herum, wo sich Berichte und die große Karte ansammeln. Phara sitzt frustriert darüber.
„Maaan, ist das langweilig. Wir sind schon tagelang unterwegs und bisher noch nichts aufregendes passiert.“
„Wir können ja nochmal den Plan durchgehen.“, schlägt ihre Freundin vor.
„Hatten wir doch schon zigmal“, kommt es gedämpft aus dem Ärmel, da sich sie Halbpurreko drauf gefläzt hat. Loony kennt ihre beste Freundin seit sie Kleinkinder sind und weiß, wie man sie motivieren kann.
„Na komm schon, du faule Katze. Hoch mit deinem müden Kopf. Wir brauchen jetzt unser aller Aufmerksamkeit. Wir sollten bald am Zielort sein. Huang Hua hat uns nicht irgendeine fähige Kapitänin zur Verfügung gestellt.“ Phara hat sich aufgerichtet und versucht, sich zusammenzureißen.
„Du hast Recht. Wir müssen uns jetzt konzentr... Oh, SCHNEEFLOCKEEE“, begeistert von den kleinen kalten Eiskristallen rennt sie durch die offene Tür. Ihr Grinsen wird breiter, als sie bemerkt, wie sehr es über Nacht geschneit hat. Sofort fängt sie damit an, einen Schneemann zu bauen.
„Was stehst du da so rum? Mach mit“, fordert sie ihre beste Freundin auf.
„Ähm, du weißt, dass eigentlich etwas anderes im Vordergrund steht. Das Portal zum Beispiel“, bemerkt Loony. Perplex starrt sie auf ihre beste Freundin, die eigentlich die Expedition über das fremde Gewässer führen sollte. Und das nicht nur mit Freude, sondern auch ihre Pflichten kennend. Aber wenigstens ist die Langeweile verflogen. Phara gibt zurück, wenn auch leicht sehnsüchtig: „Ich weiß, aber es schneit.“ Die Werkatze seufzt, wobei eine Wolke der Kälte aus ihrem Mund dringt. Loony kennt ihr beste Freundin sehr gut. Sie hätte es ahnen müssen, dass die winterliebende Halbpurreko sich sehr leicht vom Schnee ablenken lassen kann. Sie hockt sich hin, um ihrem Gesicht näher an dem ihrer Freundin zu sein. „Ich dachte, wir wollten...“ Blitzschnell feuert sie einen Schneeball ab, der Pharas Stirn trifft.
„Haha, Volltreffer. Hier hast du deinen geliebten Schnee.“ Nun grinst die weißhaarige.
„Ey, unfair“, entgegnet die Halbpurreko und wischt sich den Schnee aus den Augenwinkeln. „Na warte, du.“ mit einem fiesen Grinsen nimmt sie eine Handvoll von dem weißen kalten Zeug und revanchiert sich. Als Koori bemerkt, was auf dem Deck abgeht, legt sie ihren Stab beiseite und stürzt sich ebenfalls ins Getümmel. Das Ganze artet in einer Schneeballschlacht aus.
„Hey, was...“ Lance, der eben aus dem warmen Innenraum tritt, bekommt eine Ladung ab, mitten ins Gesicht. Perplex steht der Drache da, und blickt auf die zwei ebenso überraschten Frauen, welche in der Bewegung erstarrt sind. Loony steht schnell auf und klopft sich den Schnee von der Kleidung. Dr. Pharao dreht sich zur eben gesprochenen Stimme um. Koori lässt ihren Arm sinken, der eben noch ein kaltes Wurfgeschoss abgefeuert hat. Mit geweitetet Augen sieht sie entsetzt den weißhaarigen Mann an, Ihre Hände vor dem Mund, um ein Grinsen zu verbergen, sprechen aber eine eigene Sprache.
Die Kitsune entschuldigt sich schnell. „Oh, entschuldige bitte. Hab dich nicht gesehen.“ Phara muss sich beim Anblick eines verdutzen Drachen das Lachen verkneifen. Dass der erfahrene Obsidian mal überrascht werden kann. Sowas hätten die Faerys nie im Leben gedacht.
„Was treibt ihr da?“, fragt der Krieger und entfernt den Schnee von sich. Wenn er deswegen genervt sein sollte, so lässt er es sich nichts anmerken.
„Wir, äh... haben nur... trainiert.“, will sich Phara rausreden.
Mit einer neutralen Miene verschränkt Lance seine Arme. „Aha, trainiert also.“
Auf einmal hört man vom Mastkorb Loony, die sich schnell hoch gegflüchtet hat, rufen: „Land in Sicht.“ Alle blicken zur Stimme. Dann nimmt die Forscherin Phara ihr kleines Fernrohr und schaut nach vorne. Tatsächlich ist am Horizont Festland zu sehen.
Loony kommt freudestrahlend wieder zum Rest der Gruppe. „Das wollte ich schon immer mal sagen“, sagt sie grinsend.
„Jup, ist sie“ Sie schaut ihre Freunde und Kameraden an. Auch Mathieu. „Also Leute, ihr kennt eure Aufgaben. Los gehts.“ Damit machen sich alle fertig zum Landgang. Lance übernimmt das Steuer, Koori packt einige Tränke ein, die sie vielleicht noch brauchen könnten. Loony schärft ihren Säbel, und Mathieu steht am Bug, der versucht, einen Blick auf eventuelle Wesen zu erhaschen, die nicht aus Eldarya stammen. Dr. Pharao zückt Notizblock und Stift, um zu dokumentieren.
„Tag Fünf am Morgen, wir steuern eine Insel an, die auf die Beschreibung der Berichte passt. Wir gehen gleich an Land“, murmelt sie vor sich hin, während sie ihren Bericht hastig hinkritzelt.
Eine Stunde später liegt das Schiff vor Anker, die Truppe legt an. Die Freunde gehen nacheinander vom Boot. Dr. Pharao notiert sich flüchtig etwas im Notizbuch. Es folgen Loony, Koori, Lance und schlussendlich Mathieu. Letzterer steigt merkwürdig langsam auf die Insel. Sein Fuß hängt in der Luft. „Dies mag nur ein kleiner Schritt sein, aber es ist ein großer Schritt für die Faerys.“, sagt er feierlich. Die restlihce Truppe steht nur verwirrt da und beobachtet das Geschehen. „Was treibst du da? Komm endlich.“, sagt Phara leicht genervt. Der Mensch, dem das Grinsen vergangen ist, setzt zum antworten an, wird aber unterbrochen. „Ach, egal.“ Sie schaut zum Berg hinauf und wendet sich dann zum weißhaarigen Obsidian. „Lance, würdest du schonmal hochfliegen und einen ersten Überblick erhaschen? Wir treffen uns dann auf dem Berg.“ Der angesprochene geht dieser Bitte unverzüglich nach. Dann wendet sich die Professorin an den Rest ihres Teams. „So, und wir machen uns auch auf den Weg. Wir erkunden den Boden. Aber allemann aufmerksam sein.“ Beim letzten Satz schaut sie demonstrativ zum Braunhaarigen. Doch der Mensch scheint es nicht mitzukriegen, dass besonders er gemeint ist. Die Frauen haben durch ihre Ohren ein feineres Gespür als der Menschentrampel Mathieu, wie Phara ihn gedanklich nennt. Dr. Pharao geht voran, die Karte im Blick. Nach einer Weile wird die Halbpurreko unruhig. Hätten sie nicht schon längst irgendtwas begegnen sollen? „So, also...“ Sie stoppt die Truppe mit einem Handzeichen, als etwas im Gebüsch raschelt.
„Uff“, kommt es prompt von hinten. Als sich Phara umdreht, sie sie eine wütend zu ihrem Hintermann schauende Loony. „Sorry“, murmelt Mathiu als Entschuldigung.
Die Missionsleiterin dreht sich wieder zum Gestrüpp um. Es raschelt wieder. Dann springt etwas daraus hervor.
„Oh, du bist aber ein süßes Ding. Was machst du denn hier?“ Natürlich muss die Professorin gleich das süße flauschige Wesen kuscheln. Sie liebt Gefährten über alles.
„Aber wo ist denn dein Geweih, kleines Pimpel?“, verwundert blickt sie auf das Haupt des Kleinen.
„Äh Phara, das ist ein Hase. Aus der Menschenwelt.“, klärt Mathieu sie auf. Dr. Pharao schaut genauer hin. „Oh, stimmt. Deine Augen sind dunkler als die eines Pimpel.“ Mit diesen Worten lässt sie es laufen. Dann räuspert sie sich. „So, weiter gehts.“
Am Gipfel angelangt, treffen sie auf Lance. „Und, hast du was entdeckt?“, fragt die neugierige Forscherin. Dieser berichtet: „Nicht viel. Ich habe nichts auffälliges gefunden. Keine Gefährten, keine anderen merkwürdig aussehenden Wesen. Aber in der Nähe ist eine Höhle.“
Sie notiert schnell alles in ihrem Notizbuch. „Wir haben nur ein kleines Wesen gesehen. Math sagte, es sei ein Hase gewesen. Das ist sowas wie ein Pimpel, nur ohne Geweih.“, klärt sie den Eisdrachen schnell auf. „Kannst du uns zu dieser Höhle führen?“, fragt Loony. Der Obsidian führt sie dorthin.
„Also, scheint eine kleine Höhle zu sein“, stellt die Forscherin fest, als diese in Sicht der Freunde kommt. „Stopp.“, sagt Lance. Alle sind in ihrer Bewegung erstarrt. Eine Bewegung zwischen den Bäumen erregt ihre Aufmerksamkeit. Nur Mathieu ist entspannt. „Ist boch bestimmt wieder ein Hase. Oder etwas in der Richtung.“, behauptet er. Dann springt ein Tier hervor, was aussieht wie ein Aslytte. Der hier sieht aber etwas anders aus. Ohne Mähne. Jetzt ist Matheu auch definitiv mit wachem Verstand. „Na, ist dieser Hase auch niedlich?“, spöttelt sie leise. Aus den Büchern der Erde hat sie herausgelesen, dass das hier definitiv kein langohriges süßes Tier ist. Normalerweise wäre diese Bemerkung lustig gewesen. Aber nicht in so einer.
„Nope, definitiv nicht. Das ist ein Löwe.“, flüstert er zurück. Dann springt ein weiterer hervor. Dann noch einer. Und zwei weitere aus einer anderen Richtung. Nun sind die Freunde von drei Seiten umzingelt. Die großen Katzen sind sich der Beute wohl sicher, wenn sie sich zeigen. Sie setzen zum Angriff an. „Lauft“, schreit Mathieu. „Alle in die Höhle“, ordnet die Anführerin an. Lance bleibt am Eingang stehen und speit Eis auf die Gruppe Löwen, sodass der Weg versperrt ist. „Und was jetzt? Wir können die doch nicht so einfach töten. Sie wollen auch leben“, sagt Koori. „Aber wie kommen wir sonst wieder zum Schiff?“, fragt Loony. Alle blicken zur ihrer Teamleiterin. Phara überlegt und sieht sich in der Höhle um. Es scheint ein Gang hinein zu führen. „Da wir schonmal hier sind, können wir auch genauso gut den Untergrund erforschen.“, schlägt sie schließlich vor. Es stimmt keiner dagegen. Loony nimmt aus ihrer Tasche eine Fackel und zündet sie an. Als die Truppe eben losgehen will, sagt Phara: „Wartet.“ Dann schreibt sie eifrig in ihr Notizbuch, dass sie einer Gruppe sogenannter Löwen begegnet sind und nun eine Höhle erforschen. Dann setzt sie sich in Bewegung, der Rest hinterher.
Irgendwann fragt sich Dr. Pharao, ob und was sie noch finden können, geschweige denn, wo dieses Portal sein solle, von dem die Rede war. „Hm.“ Im Laufen dreht sie sich zu ihrem Team um.
„Und wirklich keiner von euch hat etwas geseheeeehee...“ Der plötzlich nach unten verlaufene Boden unterbricht ihre Frage.
„Autsch“ Nach einem Moment der Benommenheit richtet sich die Forscherin wackelig auf und reibt sich ihren Allerwertesten. Sie hätte wohl umsichtiger sein sollen.
Als sie nach oben schaut, erscheinen mehrere Umrisse von Köpfen. „Alles okay bei dir?“, fragt eine Frauenstimme. Durch den Sturz konnte sie die Person nicht einordnen. Alles dreht sich noch um sie.
„Ja, glaube schon.“, antwortet sie, nachdem sie sich vergewissert hat, ob nichts gebrochen ist. Sie schätzt die Höhe ein. Sind etwa einige Meter nach oben.
„Warte mal, ich müsste ein Seil dabei haben“, ruft Loony nach unten und der Kopf verschwindet. Dann wird ein Seil zu ihr gelassen. Sie ergreift dieses und bemüht sich, hohzuklettern. Aber darin war sie leider noch nie gut. Sie versucht es mehrere Male, sogar mit Anlauf. Aber sie rutscht ständig wieder ab. Als sie erneut am Tau hängt, gibt es plötzlich einen Ruck, sodass sie nach oben bugsiert wird. An der Kante angelangt, sieht sie Lance, der am Seil gezogen hat. Dankbar nimmt sie die dargebotene Hand an. „Danke“, sagt Phara und nimmt die letzte Hürde. Doch dann gibt es einen Erdrutsch und sie fällt nach hinten, wieder in die Tiefe. Ihre Freunde folgen ihr. Der Fall kommt ihr diesmal länger und härter vor. Als sie endlich stoppen, überfällt sie ein Kribbeln am ganzen Körper. Doch niemand weiß, ob sie noch wirklich in Eldarya sind...
Etwas trifft sie am Kopf. „Au.“ Die Kameraden bleiben für einen Moment verknotet liegen. Dann stemmt sich die Halbpurreko hoch. Die rechte Hand erfasst etwas Weiches, aber dennoch hart zugleich. Sie tastet darauf herum. Ist wohl eine Wiese. Aber warum ist es hier so dunkel? „Geht es allen gut?“, fragt die Anführer ihre Truppe, nachdem der Schwindel nachgelassen hat. Alle geben nur ein unverständliches Ächzen von sich. Also scheint keiner ernsthaft verletzt zu sein.
„Ich will ja nicht drängeln, aber könntest du bitte von mir herunter gehen?“, fragt gedämpft eine männliche Stimme. Sie schaut hinab und steht hastig auf, als hätte sie sich verbrannt. In gewisser Weise stimmt das. Irgendwie. „Tut mir Leid, tut mir Leid, tut mir Leid“, entschuldigt sich die Halbpurreko mit hochrotem Kopf. Das war keine Wiese, was sie getastet hat. Und auch keine Haare oder sowas in der Art. Ihre Hand war die ganze Zeit auf Lances Unterleib.
Als wäre nichts passiert, schaut sie zum Rest der Truppe. Es sind zwar alle noch ein wenig benommen, aber sie riecht kein Blut. Das ist schonmal ein gutes Zeichen.
Dann kommt ein aufgeregter Mathieu angerannt. Der war weg?, frgat sich Phara. Das hat sie nicht mitbekommen. „Leute, das müsst ihr sehen.“ Und schon ist der Mensch wieder weg. Um ihn nicht zu verlieren, rennen alle ihm nach. Nach zwei Biegungen stehen die Freunde schließlich draußen.
Die gesamte Landschaft ist weiß vom Schnee.
„Wahnsinn“, haucht die Winterbegeisterte Halbpurreko. In einiger Entfernung macht sie eine Gruppe seltsamer Wesen aus. „Rentiere“
„Ich bezweifle, dass das hier noch Eldarya ist.“, hat Mat Bedenken.
„Wie kommst du darauf?“, fragt Koori. Die neugierige Halbpurreko studiert bereits die Bäume. Hier befinden sich keine Bäume aus Eldarya. „Ah, hier. Die Bäume sehen ganz anders aus als Zuhasue. Seht euch mal die Blätter an.“ Sie zeigt ihnen diverse Zeichnungen aus ihren Aufzeichnungen. Sie sind offensichtlich auf der Erde.
Eines der Rentiere kommt auf die Gruppe zu. „na hallo, du Kleiner. Du bist aber mutig.“ die Doktorin krault dem befellten Huftier dessen Kehle, was diesem zu gefallen scheint. Mathieu ist von diesem kleine nSpektakel fasziniert. Er versucht durch sein Wissen die erfahrene Forscherin zu beeindrucken. Dann beachtet sie mich ganz bestimmt, denk er sich dabei. „Oh, cool. Normalerweise sind diese Tiere nicht so zahm. Wie machst du das?“ Als sich der Menschentrampel zu Phara nähert, erschrickt das fremde Wesen und läuft eilig zu seiner Familie zurück.
Wütend blickt sie zum Mathieu. „Na danke, jetzt hast du es verschreckt, du Trottel.“
Er entschuldigt sich. „Tut mir Leid“, murmelt er. Sein Plan, ihr näher zu kommen, ist fehlgeschlagen.
„Wenn Portale nur in eine Richtung führen, müssen wir dann für immer hierbleiben?“, fragt Koori unsicher. Die Frauen schauen sich ratlos an. Nur Lance steht mit neutraler Miene da. Die Kameraden schauen zu ihrer Missionsleiterin. Diese grübelt gedankenversunken.
„Wir gehen nochmal in die Höhle rein“, beschließt sie. „Vielleciht haben wir etwas übersehen. Hast du noch eine Fackel, Loony?“ Diese nickt. „Ja, aber nur noch diese Eine. Die andere ist beim Sturz irgendwie verloren gegangen.“
Also gehen alle wieder rein und machen erst die Fackel an, als alle keine Sicht mehr haben. „Hier ist tatsächlich ein weiterer Weg.“, sagt Koori. Lance geht vor, da der Drache bessere Sinne besitzt und sie im Notfall eher verteidigen zu können.
Nach endlosen Biegungen hat Phara komplett die Orientierung verloren. Einzig suf Lances beste Sinne können sich die Eldaryaner noch vertrauen. „Halt“, gibt der Vorderste leise mit einem Handzeichen das Kommando. Als Dr. Pharao stoppt, läuft prompt ihr Hintermann in sie rein. Seine Rüstung ist echt hart. Die Halbpurreko ist wieder mal angenervt von seiner Tollpatschigkeit. „Tschuldigung“, nuschelt Mathieu. Sie dreht sich wieder um und beleuchtet de nWeg mit ihrer Fackel. Wieder zwei Gänge. Die Forscherin lauscht, aber hört nichts Unauffälliges. Koori und Loony hören ebenso genauer hin. Selbst Mathieu versucht, etwas wahrnehmen zu wollen. Aber Menschen haben halt schlechtere Sinne als Faerys. Und so ist sein Versuch, in dieser Weise hilfreich zu sein, eher traurig als nützlich.
„Da lang“, entscheidet der Eisdrache. Die Missionsleiterin nickt.
„Gut. Wir folgen dir.“
Und tatsächlich kommen die Fünf Freunde nach einem engeren Gang in eine Grotte. Alle stehen da und schauen auf die Materie, die es eigentlich hier nicht geben sollte. Lonny und Phara fassen sich an den Händen und grinsen sich an. „Ein Portal“ Alle freuen sich, dass sie eine Gelegenheit gefunden haben, wieder nach Hause zu gelangen. Die professionelle Expertin des Wissenswertes, Dr. Pharao, fasst sich schnell wieder und tritt räuspernd an das Portal, um es zu studieren.
Sie schaut ab und zu auf ihre Dokumentationen. Dabei murmelt sie zu sich.Es ist ein deutig die Insel zu sehen, auf denen sie gelandet sind. Das kann sie gut an ihrem Schiff „Winterweide“ erkennen. Dann blickt sie in die Runde und verkündet: „Das Portal scheint stabil zu sein.“ Sie nimmt einen ihrer zahlreichen Bleistifte aus ihrer Tasche und hält ihn in die Höhe. „Wir sehen uns vielleicht auf der anderen Seite wieder“, sagt sie zum länglichen Holzprodukt. Dann geht sie einige Meter weg, stellt ihr Gepäck auf den Boden und nimmt eine geduckte Position ein.. Dann sprintet sie nach vorne, stoppt kurz vor der Materie und wirft mit aller Kraft den Stift hinein. Dann versucht sie den Stift ausfindig zu machen. Anschließend hört sie ein leises „Klonk“ Strahlend, dass ihr kleines Experiment aufgegangen ist, dreht sie sich wieder zur Truppe um. „Das ist stabil. Wir können passieren.“ DerReihe nach gehen sie, wenn auch zögerlich, wieder in die andere Welt. Als sie ein gleisendes Licht sehen, kneifen alle die Augen zu, um nicht zu erblinden.
Der Aufprall ist weicher als ertwartet, wie Phara findet. Ihr Gesicht landet auf etwas Weichem. Und es ist dunkel, als sie sinnlos versucht, die Augen aufzumachen. Als sie den Boden tastet, fühlt sie, dass sie vermutlich auf einem Kissen liegt. So ein Glück aber auch. Aber warum bewegt es sich? Oder liegt es nur an ihrer noch verwirrten Wahrnehmung? Aber ein Stückchen weiter fühlt sie kalten Schnee. Sie blickt hoch- und schaut in Kooris Gesicht. Langsam blickt sie wieder auf das vermeintliche Kissen runter. Dann wieder hoch. „Hi“, sagt sie, peinlich berührt. Dann nimmt sie langsam die Hände von der Weißhaarigen und somit ihr Gesicht von ihren Brüsten. Dann hilft sie der noch leicht angeschlagenen Kitsune aufzustehen. Das... war überraschend nicht ganz so unangenehm wie bei Lance, denkt sie sich dabei.
Phara reibt sich den Nacken und schenkt ihr ein Lächeln. „Sorry“
Ihr gezwungener Landeplatz sagt jedoch nur: „Schon gut. Nichts passiert.“ Sie blickt weg. Aber die Forscherin kann dennoch ihr hochrotes Gesicht sehen. Phara hofft, dass niemand sie gesehen hat. Glücklicherweise sind die Anderen genauso noch mit sich selbst beschäftigt gewesen, um die Beiden zu bemerken. Als alle wieder mit ihren Sinnen dabei sind, erklärt die Anführerin: „So Leute, Jemand eine Idee, wie wir das Portal hier sichern?“
„Sollten wir nicht als erstes die hier irgendwie wieder zurück schicken?“, fragt Mathieu. Sein Gesicht starrt die Höhlenwand an. „Schau mich gefälligst an, wenn du mit mir redest.“, sagt Phara angenervt. Sie hat keine Ahnung, was er schon wieder von ihr will.
„Würde ich ja, aber die Löwen sind gefährlicher.“, gibt er zurück.
„Die was?“ Sie dreht sich in die Richtung um, in die Mathieu schaut. Und erstarrt. Wie alle anderen.
Na toll, das Löwenrudel schon wieder. Die Chefin der Mission geht alle möglichen Vorgangsweisen durch. Koori hat währenddessen eine Barriere zwischen sie gebracht. Lance und Mathieu stehen mit gezückten Schwertern in Angriffsposition. Die Fünf stehen Rücken an Rücken, um jeden Winkel abgesichert zu haben. Jetzt hat Dr. Pharao eine Idee. Die hoffentlich klappt.
„Also gut. Lance, versuch sie als Drache ins Portal zu scheuchen. Sie müssen wieder in ihre Welt zurück.“ Der Drache zögert keine Sekunde. Die ihm nun klein vorkommenen Raubkatzen flüchten vor dem plötzlich aufgetauchten, noch größeren, Raubtier. Nach wenigen Momenten hat der Obsidian alle ins Portal getrieben. Wer hätte gedacht, dass der Drache so nützlich für diese Mission ist?
„So,“, trommelt sie alle erneut zusammen und teilt die Gruppen ein. „Jetzt müssen wir noch überprüfen, ob noch irgendetwas anderes in seine Welt gehört. Lance fliegt über die Insel, Loony und Mathieu gehen den Umkreis dieser Höhle ab. Und Koori bleibt mit mir hier und bewachen das Portal.“ Sie wäre ja gerne mit ihrer besten Freundin im Team, aber Koori wird hier mehr gebraucht.
Es kommen noch vereinzelt merkwürdige Wesen zu ihnen. Sie erkennt mehrere Hasen, eine Gruppe Pferde, ne moment, da hieß es doch... Rudel? Ne, das waren bei Raubtieren. Herde, jetzt hat sie es. Es folgen noch ein Esel, und einige Hirsche. Lance bringt sogar zwei Yaks. Dr. Pharao überwacht die ganze Aktion und dokumentiert alles. „So, das waren alle“, Loony und Mathieu kommen mit jeweils einem Hasen auf dem Arm zu ihnen. Lance stößt nach einigen Minuten auch zum Rest. Aber mit leeren Klauen. SO, und nun zum Teil, wie die Truppe das Portal am Besten sichern können, sodass, es keinen Schaden machen kann.
„Äh, ich glaube, wir sollten jetzt weg davon“, sagt auf einmal Koori. Sie wirkt unsicher. Als wir ihrem Blick folgen, sieht das Portal merkwürdig aus, als würde man nun durch Wasser schauen. Hastig nehmen wir einige Meter Abstand, ohne die Augen von der Materie zu nehmen.
Sie beobachten, wie sich das Portal erst langsam, dann immer schneller flackert. Es gibt ein grelles Licht, sodass alle die Augen verschließen. Als sie wieder hinsehen, ist da nun eine leere Stelle.
„Das Portal hat sich einfach aufgelöst“, stellt Dr. Pharao fest. Als sie sich sicher sind, dass es für immer weg ist, kommen alle wieder zusammen.
Nach bestandener Arbeit klatschen sich die Missionare ab. „So, gute Arbeit, Leute. In Eel geht die Runde auf mich.“, sagt Dr. Pharao abschließend.
Die Fahrt zurück verläuft ruhig. Dr. Pharao schreibt den Missionsbericht. Als sie wieder im Hauptquartier sind, erstatten sie ihrer Anführerin, Huang Hua, Bericht.
Eben kommt sie in ihr Zimmer, da springt ein Gefährte sie an, sodass sie prompt nach hinten fällt. „Na danke, Großer. Hab dich auch vermisst.“, sagt sie zu ihm. Bis zum Abend beschäftigt sie sich nur noch mit dem Kleinen, da er Entzug bekommen hatte wegen der Mission.
Und wie es die Halbpurreko versprochen hat, gehen die Getränke am Abend auf sie.
Für MitsukiMizu
Das Juwel der Zeit.
Der Wind fegte kühl über den Berghang. Seine weißen langen Haare und sein Pelz wehte sachte im Wind, während man dessen leises Heulen vernehmen konnte. Die Schritte von Jaken, Rin und A-Un waren im Hintergrund zu hören, aber er nahm sie kaum wahr. Etwas anderes galt seinen Gedanken.
„Jaken, sind wir bald da?“ hörte man die Stimme des Menschenmädchens mit einem leicht quengeligen Unterton und direkt darauf die genervte Antwort des kleinen grünen Kappas.
„Rin, wie oft willst du diese Frage noch stellen? Du kannst dich glücklich schätzen, dass Meister Sesshomaru dich überhaupt mitgenommen hat!“ Unglücklicherweise suchte sich dieses Kind meistens ihn aus …sei es für sinnlose Spiele, furchtbare Lieder vorzusingen oder dafür ihn mit Fragen zu nerven.
„Der Tempel der Hundedämonen, der Inu no akuma no shinden befindet sich ganz oben auf der Spitze dieses Berges. Es ist also noch ein Stück. Aber wenn Meister Sesshomaru erst einmal dort ist und das Juwel der Zeit in seinem Besitz hat, wird es ihm endlich möglich sein, sein nutzloses Tensaiga in eine brauchbare Waffe zu verwandeln! …Au!“ Vor lauter Erklärungen hatte der Kappa nicht mitbekommen, dass der Hundedämon vor ihm gestoppt hatte und war in ihn hineingelaufen. Jener warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu, der, hätte er dieses dämonische Fähigkeit gehabt, alles in seinem Umkreis hätte töten können. Erschrocken sprang Jaken zurück, während es ihm kalt über den Rücken lief.
„Bitte verzeiht mir, Meister Sesshoamru! Ich wollte damit nicht sagen, dass Euer Schwert wertlos ist, verglichen zu dem Eures Bruders! Es ist nur so, dass Ihr Tensaiga im Kampf nicht gebrauchen könnt, während Inuyashas Tessaiga eine mächtige Waffe ist…“ Der Dämon hatte seinen Blick bereits wieder abgewandt und war weitergegangen, während der Kappa hinter ihm sich nach wie vor in einer Verbeugung entschuldigte.
„Jaken, komm endlich!“ riss ihn die Stimme des Menschenmädchens aus seinem nicht enden wollenden Monolog.
„Wie bitte? Was?“ als er aufblickte, waren bereits Sesshomaru und Rin in einiger Entfernung.
„Wartet auf mich, ehrwürdiger Meister Sesshomaru!“
Als sie einige Stunden später am Tempel ankamen, war bereits von weiten die Zerstörung dieser Anlage zu sehen gewesen.
„Meister Sesshomaru, seid Ihr Euch sicher, dass wir hier wirklich am richtigen Ort sind…?“ Jaken sah zu Sesshomaru rauf, erkannte jedoch sofort, dass dies hier tatsächlich der Inu no akuma no shinden sein musste …oder zumindest das, was davon noch übrig war. Die Laune des Hundedämons verschlechterte sich deutlich. Seine Mundwinkel verhärteten sich und sein Blick wurde etwas schmaler. Das war nicht die Art, wie er sich vorgestellt hatte, das Erbe seines Vaters anzutreten.
Seit seine Mutter ihm vom Juwel der Zeit und seinen Kräften erzählt hatte, hatte Sesshomaru sich auf den Weg hierher gemacht und war dafür durch das halbe Land gereist, um diesen Ort zu finden. Das Juwel der Zeit, dass seit Generationen im Besitz seiner Familie war. Jenes Juwel das einst seinem Vater Toga, den Inu no Taisho einen Teil seiner Macht gegeben hatte und hier verwahrt wurde.
Sesshomaru betrat die Tempelanlage, dicht gefolgt von Jaken, Rin und seinem Reittier A-Un.
„Hier hat definitiv schon länger keiner mehr saubergemacht…“ murmelte Jaken und lief erneut in den Hundedämonen hinein.
„Nein. Die Kampfspuren sind frisch.“ Sein goldener Blick schweifte über die zerstörten Gebäude. Über die Kampfspuren am Boden, die tiefen Furchen. Ziel gerichtet ging er weiter. Immer in Richtung des zentralen Gebäudes, dessen Zustand zumindest nicht ganz so schlimm war wie der der meisten anderen.
Mit einem Hieb seiner Klauen zerstörte er den Überrest der Tür und begab sich ins Innere des Gebäudes.
„Rin, sei vorsichtig.“ Sein Blick ging zu dem Menschenmädchen, das einmal nickte. Sesshomaru konnte die Geschehnisse des Kampfes förmlich riechen. Überall lagen die Gerüche verschiedenster Dämonen und Menschen in der Luft. Darunter auch bekannte. Doch während jene Gerüche schwach waren, verstärkte sich ein anderer zunehmend mit jedem Schritt den er vorwärts ging.
Ein weiterer Hieb mit seinen Klauen und eine weitere Tür war zerstört. Langsam trat der Dämon in den großen Raum ein, der anders als die anderen nicht mit Tatamimatten ausgelegt war. Sein intensiver goldener Blick glitt durch den Raum, bevor er seine Giftpeitsche zog.
„Ich weiß, dass du hier bist. Ich kann dich riechen, also komm raus.“ Seine Stimme war nicht weniger selbstgefällig und arrogant als sonst. Er hatte weder die Zeit noch das Interesse an einem Versteckspiel mit diesem Dämon. Notfalls würde er dafür sorgen, dass dieser Teil des Tempels sich nicht mehr vom Rest der Anlage unterschied.
Zögernd kam ein älterer Dämon in Mönchskutte hervor und betrachtete Sesshomaru und sein Gefolge, während jener seine Peitsche wieder verschwinden ließ.
„Ich bin hier um das Erbe meines Vaters, des Inu no Taisho entgegenzunehmen. Das Juwel der Zeit. Sagt schon wo es ist und rückt es raus.“ Wie üblich kam Sesshomaru direkt auf den Punkt. Seine Stimme war förmlich befehlend und ließ keinen Platz für Kompromisse.
„Dann seid Ihr also der zweite Sohn des Inu no Taisho.“
„Wie könnt Ihr es wagen meinen Meister, den ehrwürdigen Sesshomaru, nicht zu erkennen! Der erstgeborene Sohn des großen Hundedämons und ein mächtiger Reinrassiger Dämon…!“
„Jaken.“ Sesshomarus Blick ließ den sich echauffierenden Kappa sofort verstummen.
„Ihr seid also wegen des Tōji no hōseki hergekommen. Dem Juwel der Zeit. Nun, dann gibt es einiges was Ihr darüber wissen solltet, Sesshomaru.“ Der Mönch hatte sich im Schneidersitz auf den Boden gesetzt.
„Das Tōji no hōseki wird seit Anbeginn in diesem Tempel bewacht. Euer Vater, Euer Großvater und viele Generationen vor ihnen nutzten das Juwel, um die Kräfte ihrer Waffen zu verstärken. Dies ist nur ein einziges Mal in jeder Generation möglich! ...“ hörte man die ruhige Stimme des Dämonenmönches.
„…Doch das Juwel der Zeit erscheint nur alle einhundert Jahre und das nur für genau sieben Tage! Immer am Ende des Jahres. In diesem Raum geschah stets die Ankunft des Tōji no hōseki sowie dessen Schlaf für die nächsten einhundert Jahre...“ Fuhr er fort und Sesshomaru hörte schweigend zu. Wenig begeistert darüber, dass seine Mutter dieses Detail in ihrer Erzählung ausgelassen hatte.
„…Durch die Benutzung des Tōji no hōseki in jeder Generation, schrumpfte das Juwel. Heute ist es kaum größer als ein Juwelensplitter. Das letzte Mal, dass das Tōji no hōseki herabstieg war vor genau 5 Tagen…“
Sesshomarus Gesichtszüge wurden angespannter.
„Wo, ist es jetzt?“ fuhr er gereizt dazwischen. Allein die Tatsache, dass er sich die Mühe gemacht hatte, diesen Ort zu finden, nur um das Erbe seines Vaters so knapp zu verpassen, ließ sein dämonisches Blut in Wallung geraten.
„Vor 3 Tagen wurde unser Tempel von einem mächtigen Dämon angegriffen. Sein Name war Naraku…“ Sesshomarus Blick regte sich leicht. Er hatte Narakus Gestank bereits wahrgenommen, als sie vor den Toren des Tempels angekommen waren.
„Es kam zum Kampf, in dem wir versuchten diesen Tempel und das Tōji no hōseki zu beschützen. Die Ereignisse waren sehr chaotisch. Zumal sich eine weitere Partei in diesen Kampf einmischte. Eine Gruppe bestehend aus Menschen und Dämonen die von einem Halbdämon, Eurem Bruder, angeführt wurde und uns halfen den Tempel zu verteidigen…“
„Das hat er definitiv nicht.“ Sesshomarus Stimme war kalt wie Eis und voll Verachtung.
„…nun, wie dem auch sei. Durch den Kampf kam das Juwel der Zeit abhanden. Es wurde mitgenommen und ist seitdem fort.“ Gestand der Mönch
„Wer hat es mitgenommen?!“
„Also dann, ich geh dann mal!“ Kagome hob die Hand und wollte sich bereits wieder in den Brunnen hineinschwingen.
„Warte, Kagome! Ist es wirklich nötig, dass du so lange in deine Zeit zurückgehst?“ fragte Inuyasha genervt mit verschränkten Armen.
„Fünf Tage sind nicht lang, Inuyasha. Und ich habe es dir doch erklärt: Ich kehre nach Hause zurück, um meiner Familie bei den Weihnachtsvorbereitungen zu helfen und anschließend mit ihnen zu feiern.“ Erklärte sie sich erneut.
„Und was ist, wenn Naraku hier auftaucht? Oder ein Juwelensplitter? Wir müssen immer noch einige finden und ich habe keine Lust, dass uns dieser Mistkerl schon wieder zuvorkommt! Du bist die Einzige, die sie spüren kann.“ Grummelte der Halbdämon.
„Was ist diese weinende Nacht, Kagome?“ Shippo zog an ihrem Rock und sah die schwarzhaarige fragend an.
„Wie erkläre ich das am besten…? Weihnachten ist in meiner Zeit einer der wichtigsten Feiertage, die es gibt. Man kommt mit den Leuten die man liebt zusammen und feiert. Man schenkt sich gegenseitig etwas, es gibt tolles Essen und in jedem Haus steht ein wunderschöner brennender Baum!“ erklärte sie ganz nostalgisch.
„Und ich habe meiner Familie versprochen, ihr auch dieses Jahr wieder trotz allem bei den Vorbereitungen zu helfen. Wir sehen uns also in fünf Tagen!“ mit einem Sprung war sie im Brunnen verschwunden. Der Fuchsdämon sah ihr hinterher.
„Manno, ich würde zu gerne mitkommen und sehen, wie es dort so ist.
„Seit wir den Tempel verlassen haben, wirkt Sesshomaru so angespannt und hat kaum geredet, Jaken.“ Rin, welche auf A-Un saß, sah besorgt zu Sesshomaru.
„Hach, Rin…“ der Kappa seufzte einmal.
„Das ist auch kein Wundern. Wenn Meister Sesshomaru es nicht schafft, das Juwel der Zeit rechtzeitig zu finden und von Inuyasha zu bekommen, wird er niemals die Gelegenheit bekommen sein Schwert Tenseiga zu stärken…“
Er hatte ewig gebraucht, um Inuyashas Geruch zu finden. Und ihm lief die Zeit davon! Das Juwel der Zeit zeigte sich nur alle hundert Jahre für 7 Tage und 6 waren bereits vorbei… Wie hatten diese niederen Halbdämonen Naraku und Inuyasha es nur wagen können, den Tempel der Hundedämonen zu zerstören und das Tōji no hōseki zu entwenden?! Der Blick des Hundedämons wurde schmal. Dafür würde er bezahlen. Dies war das Erbe seines Vaters und er würde es ganz gewiss keinem unwürdigen Halbdämon wie Inuyasha überlassen. Das würde nicht noch einmal passieren. Sesshomaru würde nicht davor zurückschrecken, es sich mit Gewalt zu nehmen.
Endlich sah er das Menschendorf, in dem sein Bruder sich befand. Jenes Dorf das einst das Juwel der vier Seelen beherbergt hatte. Aber jenes interessierte den Dämon nicht. Es gab nur ein Juwel dass sein Interesse besaß.
Zielsicher landete er vor der zusammengewürfelten Gruppe seines Halbbruders. Nur die Wiedergeburt der Priesterin fehlte.
„Inuyasha, ich denke du hast etwas, das mir gehört. Rück es heraus.“ Sein goldener Blick spiegelte einen Teil der Wut wieder, die er in seinem Inneren kontrollierte. Die Stimme des Dämons war nahezu befehlend und spiegelte die Verachtung für seinen Halbbruder wieder.
Sofort zog jener sein Tessaiga und hielt es Sesshomaru entgegen.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest Sesshomaru. Aber wenn du gegen mich und Tessaiga kämpfen willst, kannst du das gerne haben!“ Dieser Köder war so impulsiv wie eh und je. Eine dieser menschlichen Eigenschaften, die Sesshomaru dank seines reinen Blutes nicht hatte.
„Stell dich nicht dumm! Meister Sesshomaru redet selbstverständlich vom Juwel der Zeit, dass du und deine Bande vom Tempel der Hundedämonen einfach gestohlen habt!“ echauffierte sich Jaken, während Sesshomaru den Halbdämon nach wie vor mit seinem Blick durchborte.
„Juwel der Zeit? Kann es sein, dass er den Juwelensplitter meint, den wir neulich dort gefunden haben?“ fragte die Dämonenjägerin an den Mönch gerichtet.
„Das kann gut sein, Sango.“ Nickte jener einmal.
„Ihr Narren. Das war kein Splitter des Juwels, das war das Juwel der Zeit. Also rückt es heraus und ich gehe. Andernfalls…“ Sesshomaru ließ seine giftige Peitsche erscheinen.
„Egal ob Splitter oder nicht, wenn es so wichtig ist, können wir es unmöglich dir überlassen!“
„Das Juwel der Zeit, ist ein Erbe unseres Vaters. Und ich werde es nicht zulassen, dass ein dreckiger Halbdämon wie du, der für den Tod unseres Vater verantwortlich ist, dieses Erbstück ebenfalls noch unrechtmäßig in seine Hände bekommt!“ Allein die Vorstellung, zu welcher Macht er Tessaiga damit verhelfen könnte, während er, Sesshomaru, auf ewig dieses nutzlose Stück Metall Tensaiga haben würde!
„Aber wir haben es nicht. Kagome hat die Splitter des Juwels in ihre Zeit mitgenommen.“ Meldete sich der kleine Fuchsdämon zu Wort und in Sesshomarus Blick war für einen kurzen Augenblick ein leichtes Entsetzen zu sehen.
„Kagome ist gegangen, um die weinende Nacht oder so zu feiern. Sie ist in 2 Tagen wieder da. Warte doch einfach hier auf sie, dann kann sie es dir geben!“ schlug der Fuchsdämon vor. Nur in 2 Tagen, wäre das Juwel längst verschwunden…
„Weinende Nacht?“ fragend sah Rin zu dem kleinen Fuchsdämon was das war, doch bevor jener erklären konnte, begann bereits der Mönch zu erzählen.
„Das ist ein Feiertag aus Kagomes Zeit. Man verbringt Zeit mit den Leuten die man liebt, macht Geschenke und hat einen brennenden Baum im Haus.“
„Mit den Leuten die man liebt…?“ Sesshomarus goldener Blick glitt für einen kurzen Moment zu Rin die hinter ihm stand.
„Spar dir die Mühe, Sesshomaru. Du hast sowieso kein Herz für andere.“ Sprach Inuyasha brüsk, dem der flüchtige Blick seines Bruders offenbar entgangen war.
„Was ist das denn für ein komischer Feiertag bei dem man einen brennenden Baum in sein Haus stellt? Da brennt doch das ganze Haus nieder! Wie lächerlich!“ murmelte Jaken nur und erst jetzt schienen auch die Freunde der Wiedergeborenen Priesterin diesen Teil zu bemerken.
„Oh man, kein Wunder dass das weinende Nacht heißt, wenn man dabei jedes Jahr sein Haus niederbrennen muss…“ sprach Shippo besorgt.
„Ich hoffe Kagome, geht es gut…“
„Was?! Wenn ich gewusst hätte, wie gefährlich dieser Tag ist, hätte ich Kagome niemals gehen lassen!“ sprach Inuyasha sofort entsetzt.
„Sesshomaru, wir verschieben unser Duell!“ er packte das mächtige Tessaiga zurück in dessen Scheide.
„Ich muss zu Kagome!“ kaum hatte er die Worte gesprochen, war der Halbdämon, der zumindest zur Hälfte das gleiche Blut wie er selbst besaß auch schon weg. Sesshomarus Blick wurde etwas schmaler und zeigte deutliche Verachtung.
„Tss…!“ Wie erbärmlich, dieser Sterblichen nachzujagen. Aber sein Bruder hatte schon immer die selbe Schwäche wie sein mächtiger und gefürchteter Vater Toga besessen.
Aber wenn es etwas gab, was Sesshomaru noch mehr verachtete, dann war es, von diesem elenden Halbdämon niederer Herkunft einfach stehengelassen zu werden!
„Kommt doch einfach in zwei Tagen wieder, wenn Inuyasha und Kagome zurück sind und sprecht dann nochmal über dieses Erbstück…“ schlug der kleine Fuchsdämon erneut vor.
„Pah! Mein Meister Sesshomaru wartet auf niemanden!“ echauffierte sich Jaken erneut und der Blick des Hundedämons wurde noch etwas schmaler und verachtender.
„Mein elender Bruder mag die Angewohnheit haben, jedes Mal wie ein Hund auf dieses Mädchen zu warten, aber ich werde dies definitiv nicht.“ Er schritt voran, in die Richtung, in der er Inuyashas Geruch noch wittern konnte.
„Sesshomaru, wartet! Es wird euch nicht gelingen, den Knochenfresserbrunen zu durchqueren. Einzig Kagome und Inuyasha sind in der Lage dazu.“ Wies der Mönch ihn auf dieses wichtige Detail hin und Sesshomaru blieb stehen und sah ihn ruhig von der Seite an.
„Das wird sich zeigen.“
Ohne ein weiteres Wort lief er in Richtung des Brunnens gefolgt von Rin und Jaken, die eilig hinterher liefen.
Hinter dem Schrein, versteckt in der Nähe des Zeitenbaumes, fand er schließlich den besagten Brunnen. Ein Blick in sein Inneres gab die Überreste schwacher verstorbener Dämonen frei.
„Tss.“ Er würde diesen Brunnen durchqueren!
„Jaken.“ Sein goldener Blick glitt runter zu dem grünen Kappa.
„Steig in den Brunnen und schau, ob es wirklich nicht geht.“ Sprach er ernst, den unruhigen Blick wieder auf denn Brunnen legend.
„A-Aber Meister Sesshomaru…!“
„Wenn du willst, kann ich für dich nachschauen, Jaken!“ schlug Rin fröhlich vor und kam an den Brunnenrand. Neugierig sah sie hinunter.
„Rin, du bleibst zurück.“ Wies der Dämon sie an. Wenn auf der anderen Seite dieses dreckigen, erbärmlichen Brunnens tatsächlich Brände warteten, würde er das Menschenmädchen auf keinen Fall hindurchgehen lassen!
„Jaken!“ Seine Stimme wurde durchdringender und befehlender.
„G-Gut, ich geh ja schon… Ganz wie ihr wollt, Meister Sesshomaru.“ Mühselig kletterte Jaken über den Rand des Brunnens und sprang hinab.
„Ah…Autsch!“ unsanft landete der grüne Dämon im Staub des Brunnenbodens.
„Wie? Was?“ hektisch wühlte er im Dreck herum, ob es nicht doch noch irgendwo einen versteckten Mechanismus oder Weg gab.
„Jaken, ist alles in Ordnung mit dir?“ hörte man die besorgte Stimme des Menschenkindes in den Brunnen schallen.
„Jaken.“ Die Stimme des Hundedämons war stattdessen unruhig und der Kappa brauchte sein Gesicht nicht zu sehen, um genau zu wissen, dass sein Meister zutiefst unzufrieden war.
„Tut mir leid, ehrwürdiger Meister Sesshomaru, aber hier unten ist nichts. Der Mönch hat die Wahrheit gesprochen.“ Rief er nach oben.
Der Blick des Hunndedämons wurde noch schmaler und unruhiger …er musste durch diesen Brunnen. Er brauchte dieses Juwel. Er konnte nicht darauf warten, bis sein elender Halbbruder mit dieser Kagome zurückkam!
„Meister Sesshomaru, wenn Ihr so gütig wärt, mich hier wieder rauszuholen…!“
Der Hundedämon wandte sich vom Brunnen ab.
„Eh! Meister Sesshomaru wartet…!“
Sesshomarus Blick glitt auf den Baum vor ihm. Warum war es seinem Halbbruder möglich, diesen Brunnen zu durchqueren, einem Halbdämon, aber ihm einen mächtigen vollwertigen Dämon verwehrt? Was war sein Geheimnis…?
Mühselig kletterte Jaken aus dem Knochenfresserbrunnen heraus und keuchte, als er oben am Rand ankam.
„Warum muss Meister Sesshomaru immer nur so kaltherzig sein…?“ seufzte er leise.
„Sagt, Meister Sesshomaru, was habt Ihr nun vor? Das Juwel der Zeit wird nur noch einen Tag da sein.“
Langsam wanderte Sesshomarus goldener Blick zum Brunnen.
„Den Brunnen zu durchqueren. Egal wie.“ Er würde sich nicht abhalten lassen.
Die nächsten Stunden probierte Sesshomaru mit jedem ihm bekannten Mittel seiner Kräfte diesen Brunnen zu öffnen. Seinen Klauen, seinem Gift, seiner magischen Peitsche und sogar in seiner dämonischen Hundeform.
„Sesshomaru arbeitet wirklich hart daran, dass er durch den Brunnen kommt.“ Sprach Rin, die zusammen mit Jaken unter dem Baum der Zeit saß und dem Dämon schon seit Stunden dabei zusah, wie er sich am Brunnen zu Schaffen machte.
„Das ist auch kein Wunder… Wenn Meister Sesshomaru es nicht schafft, ist das Juwel der Zeit für immer verloren…“ antwortete Jaken, der dabei zusah, wie der Dämon es in seiner Hundeform versuchte, bevor sowohl er als auch Rin unter dem Baum der Zeit einschliefen.
Als die Sonne sich erneut erhob und den Beginn des nächsten Tages einläutete, stand Sesshomaru mit zu Fäusten geballten Händen und frustrierter Miene vor dem Knochenfresserbrunnen. Nach wie vor versperrte ihm dieser abgenutzte, wasserlose Brunnen den Weg zum Juwel der Zeit. Ob es an Tessaiga lag? War sein Bruder aufgrund des Schwertes ihres Vaters, das er unrechtmäßig in seinem Besitz hielt in der Lage dieses Tor in die andere Welt zu durchqueren…? Welch andere Erklärung konnte es dafür geben, dass Inuyasha es schaffte, während er daran versagte.
Warum hatte ihr Vater nur Inuyasha Tessaiga vermacht und ihm dieses nutzlose Tensaiga…
Ein Pulsieren floss durch Sesshomarus Körper und er hielt in seinen Gedanken inne. Ein Blick nach unten an seine Taille bestätigte, ihm was der Dämon bereits vermutete: Tensaiga pulsierte.
In der Regel war dies ein eindeutiges Zeichen seines Schwertes. Für gewöhnlich pulsierte es nur dann, es ihn dazu zwingen wollte, erneut ein nutzloses Leben zu retten wie einst den kopflosen Otterdämon. Doch warum jetzt? Warum pulsierte Tensaiga plötzlich an diesem Ort?
Sein Blick glitt zu Rin. Das Menschenmädchen schlief nach wie vor und trotzte vor Leben. Andere Wesen waren nicht hier. Sesshomaru hatte keinen neuen Geruch erschnüffeln können.
„Was willst du mir sagen, Tensaiga?“ Sein Blick ruhte auf seinem Schwert, das nach wie vor gleichmäßig pulsierte. Langsam wand er seinen Blick von seinem Schwert erneut zu dem Brunnen. Es musste einen Zusammenhang geben.
Mit einem Satz war er in den Brunnen gesprungen und Tensaigas Pulsieren wurde stärker. Etwas war hier. Nur was? Wenn Tensaiga in der Lage war, die Lebenden aus dem Reich der Toten zu holen und einen Zugang ins Jenseits zu öffnen – so klein er auch war – war es dann möglich, dass Tensaiga in der Lage war, auch dieses Tor in eine andere Welt zu öffnen?
Langsam zog er Tensaiga am Grund des Brunnens.
„Lord Sesshomaru, was machst du?“ war die Stimme des Menschenmädchens zu hören, die in den Brunnen hinein rief.
„Rin, bleib weg!“ antwortete er barsch mit angespannter Miene. Noch war es nur eine Theorie …aber wenn er richtig lag, wollte er das Mädchen nicht auf die andere Seite dieses gefährlichen Ortes mitnehmen. Tensaiga würde sie nicht noch einmal retten können…
Mit einen gezielten Schlag rammte er das Erbstück seines Vaters in den Boden des Brunnens. Ein Pulsieren des Schwertes gefolgt von einer Reihe blauer Blitze die den Brunnen hinauf schossen, dass Rin mit einem Schrei zurückschreckte, bevor Sesshomaru einen plötzlichen sanften Wind spürte, der durch sein langes weißes Haar wehte und sich der Boden unter ihm veränderte. Ein dunkelblauer Strudel. Sein Goldener Blick weitete sich leicht. Es hatte tatsächlich funktioniert.
Langsam sank er in den Boden hinab.
„Lord Sesshomaru, warte!“ Rin streckte den Arm tief in den Brunnen, bevor das Menschenmädchen ihr Gleichgewicht verlor und mit einem Schrei in den Brunnen fiel und von diesem dunkelblauen Medium ebenfalls verschlungen wurde.
„Rin! Meister Sesshomaru!“ Jaken sah entsetzt in den wieder verschlossenen Brunnen.
„Und was ist mit mir…? An mich wird natürlich nicht gedacht…“ murmelte der Kappa.
Langsam spuckte der Brunnen Sesshomaru auf der anderen Seite wieder aus, dicht gefolgt von Rin.
Sofort glitt sein Blick zu ihr.
„Rin, ich sagte, du sollst zurück bleiben!“ Sein Gesicht spiegelte deutlich die Missbilligung wieder, die er in diesem Moment hatte, dass das Mädchen ihm nicht gehorcht hatte und dennoch lag in seinem Blick und seiner Stimme ein Hauch von Sorge.
„Entschuldigung. Ich bin in den Brunnen gefallen…“ murmelte sie entschuldigend.
„Hm… Erst einmal müssen wir heraus. Rin halt dich fest.“ Sofort umklammerte jene, den Pelz des Dämons, bevor jener nach oben an die dunkle Decke sah, die sich über dem Brunnen befand und mit einem Sprung jenen verließ. Als sich der Dämon in seiner neuen Umgebung umsah, war es offensichtlich, dass sie sich in einem menschlichen Schrein befinden mussten. Bisher schien diese Welt nicht großartig anders zu sein, als jene die ihm bekannt war …und dennoch hörte er in der Nähe wiederkehrende Geräusche, die ihm gänzlich fremd waren.
„Rin.“ Der Blick des Mädchens traf den seinen.
„Du bleibst hinter mir.“ Sein ernster Gesichtsausdruck ließ keinen Raum für Diskussionen und Rin nickte nur lächelnd.
Als Sesshomaru die Tür des kleinen Schreines mit seinen Klauen öffnete, kam eine größere Tempelanlage zum Vorschein. Ruhig sah er sich um, bevor er sie betrat. Bisher waren hier keinerlei Anzeichen von brennenden Bäumen …oder anderen Dingen, die für Rin eine Bedrohung hätten sein können. Nur das Wetter hier, war merklich kälter, als das in seiner Welt.
Sesshomaru zog mit seiner Nase die Luft ein und roch ein paar Mal. Er konnte eindeutig den Geruch seines Bruders ausmachen. Er war etwas schwächer, aber immer noch wahrnehmbar. Der Geruch dieser Kagome dafür, war umso präsenter. Überall roch es hier nach ihr.
Zielstrebig lief er auf ein Gebäude zu, an dem der Geruch des Mädchens am meisten haftete. Es sah äußerst bizarr aus. Aber das traf auf alle Gebäude dieser Welt zu, wenn er seinen Blick über das Tempel-Plateau in Richtung dieser menschlichen Siedlung schweifen ließ. Sie waren höher, als alle die er je gesehen hatte und alle samt aus Stein statt Holz. Manche hatten gar eine reflektierende Oberfläche. Ob dies eine Abwehr gegen Dämonen wie ihn selbst sein sollten…?
„Sota, sei so gut und hole schon mal die Kiste mit den Weihnachtskugeln vom Dachboden für nachher.“ Hörte man die Stimme einer Frau zwischen dem Klirren von Töpfen, die gerade auf die Arbeitsplatte in die Küche gestellt worden.
„Ist gut, Mama!“ Der kleine Junge, kaum älter als Rin hörte auf mit dem Hauskater Buyu zu spielen und stand auf. Als er gerade das Wohnzimmer verlassen wollte, kam der weißhaarige Dämon in der Tür zum Vorschein, hinter ihm das Menschenmädchen und Sota blieb überrascht stehen.
„Ich suche das Mädchen namens Kagome. Wo ist sie?“ ohne Umschweife kam Sesshomaru direkt auf den Punkt und ließ sein Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach dem Mädchen. Ihr Geruch war eindeutig vorhanden, aber entdecken tat er sie nicht.
Sotas Mutter sah überrascht von der Küche herüber und Kagomes Großvater ließ die Zeitung sinken.
„Kagome ist zusammen mit Inuyasha in die Stadt gegangen, um den Baum für heute Abend zu holen.“ Sprach die Menschenfrau die sich gerade die Hände trocknete und auf sie zu kam.
„Schau Mal Opa, er sieht fast so aus wie Inuyasha!“ sprach der Menschenjunge fasziniert und zog an Sesshomarus Hose, was ihm einen missbilligenden Blick des Dämons einfing. Seltsam… dieses Kind schien keinerlei Angst vor ihm zu haben. Etwas, dass er nur von Rin bisher kannte.
„In der Tat.“ Der alte Tattergreis kam näher heran. Seiner Kleidung nach zu urteilen, ganz offenbar so etwas wie ein Priester.
„Er muss auch ein Dämon wie Inuyasha sein.“ Murmelte der Alte. Das ein mächtiger Dämon wie er selbst es war ihm keine Angst einjagte, konnte nur an zwei Dingen liegen: Entweder verfügte dieser gebrechliche Mensch über eine mächtige Spirituelle Magie …oder er unterschätzte ihn maßlos. Was auch immer es war, der Hundedämon, verstand nun warum die Begleiterin seines elenden Halbbruders Dämonen gegenüber keinerlei Scheu zeigte …es lag eindeutig in der Familie.
„Aber du hast gar keine Hundeohren.“ Stellte der Junge vor ihm fest, der immer noch neugierig seine Kleidung begrabschte. Sein Goldener Blick glitt zu ihm hinab.
„Lass das sein.“ Seine Worte waren kühl und zeugten von seiner Missbilligung.
„Seid ihr beiden hier, um mit uns heute Abend Weihnachten zu feiern? Kagome und Inuyasha haben gar nicht erwähnt, dass sie noch Besuch mitbringen.“ Fragte die Frau vor ihm freundlich und Sesshomarus Augen wurden leicht schmal.
„Pah, ganz sicher nicht.“ Lehnte er kühl ab. Der Hundedämon hatte weder die Zeit für so etwas, noch hatte er ein Interesse daran mit Rin in seiner Nähe, ein Haus niederbrennen zu sehen.
„Los komm Rin, lass uns gehen“ ohne abzuwarten, drehte sich der Dämon um und wollte dieses Haus bereits wieder verlassen.
„Wartet einen Moment.“ Sesshomarus Blick glitt auf die Menschenfrau, die eine kleine Box holte, bevor jene sich vor Rin kniete. Der Dämon ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen.
„Hier, nehmt etwas zu Essen mit. Ihr werdet bestimmt Hunger bekommen, wenn ihr in der Stadt seid.“ Sie reichte dem Mädchen die kleine Bentobox, welche sie zögerlich annahm und öffnete. Im Inneren waren allerlei Köstlichkeiten liebevoll angerichtet und Rin lächelte übers ganze Gesicht.
„Vielen Dank!“ sie winkte ihnen zu, bevor sie dem Dämon folgte, der bereits das Haus wieder verließ.
Es war zum verzweifeln. Er hatte es geschafft den Knochenfresserbrunnen zu durchqueren, um in diese Welt für das Juwel der Zeit zu gelangen, das die Begleiterin seines Halbbruders in ihrem Besitz hatte …und jetzt war sie nicht hier! Er musste dieses Mädchen finden.
Er überquerte die Tempelanlage, bis er das Shintotor und die steinerne Treppe nach unten erreichte. Sein Blick schweifte über diese neue Welt in der Ferne. Er nahm die vielen Gerüche war und die fremden Geräusche, während der Wind kühl durch sein Haar wehte. Irgendwo da waren der Halbdämon und die Menschenfrau mit dem Erbstück seines Vaters. Schwach nahm er den Geruch war und ebenso schnell war er wieder verschwunden.
„Rin, halt dich fest.“ Das Mädchen nickte einmal und klammerte sich an den Pelz des Hundedämons, bevor jener sich in die Luft erhob. Sein Weg immer in Richtung dieser menschlichen Siedlung.
Er landete als der Geruch seines Halbbruders stärker wurde. Misstrauisch betrachtete er den Untergrund. Er war seltsam grob und bestand aus aufeinander gelagerten größeren Steinen. In regelmäßigen Abständen waren lange gerade Stangen aus Eisen in den Boden gelassen worden. Bevor er sich der Dämon jedoch genauer dem Zweck dessen unter ihm widmen konnte, hörte man in der Nähe ein lautes durchdringendes hohes Hupen und ein Wesen aus Metall das in unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Mit einem Satz sprang der Hundedämon aus dem Weg und landete auf der etwas entfernteren Anhöhe aus Stein, umgeben von ungläubigen Blicken anderer Menschen. Während dieses Ding unbeeindruckt an ihm vorbeiraste. Seine goldenen Augen wurden schmal und seine Mundwinkel verhärteten sich. Wäre er alleine gewesen, hätte er dieses Ding aus Metall und Eisen, dass sich ihm so dreist in den Weg gestellt hatte ohne zu zögern mit seinen dämonischen Kräften zerstört …aber mit Rin so dicht bei ihm. Sein Blick wurde etwas sanfter und glitt zu dem Menschenmädchen, dass sich noch immer an seinem Pelz festhielt und diese kleine Box umklammerte.
„Rin, ist alles in Ordnung?“
Das Mädchen starrte etwas blass auf den Zug vor sich, bevor sie zu Sesshomaru aufsah und nickte.
„Ist der Typ verrückt?!“
„Das Mädchen hätte mit sterben können!“ hörte der Dämon die Menschen in seiner Nähe reden. So sehr er sie für die Dreistigkeit ihrer wertlosen Worte auch umbringen wollte, mit einem hatten sie recht: …Rin wäre beinahe gestorben. Er musste besser auf sie aufpassen, wenn er das Mädchen in dieser Welt beschütze wollte.
Er wanderte über die steinerne Erhöhung.
„Ob das ein Cosplayer ist?“
„Aber warum ist das Mädchen barfuß um diese Jahreszeit?“
Er ignorierte das Gerede dieser einfältigen Menschen über ihn. Zumindest solange bis sein Blick doch auf einer Gruppe hängen blieb und er sich ihnen zuwandte, was sie furchtsam zurückschrecken ließ.
„Ich suche einen Halbdämon namens Inuyasha. Habt ihr ihn gesehen? Er besitzt Hundeohren.“ Die Männer vor ihm schreckten noch etwas perplexer zurück und Sesshomaru beschloss, dass diese Frage, scheinbar reine Zeitverschwendung war. Offensichtlich hatten sie ihn nicht gesehen. Ohne auf eine Antwort zu warten, lief er weiter während die Männer hinter ihm bereits weiter tuschelten.
„Eindeutig ein Cosplayer…“
Nur wie fand Sesshomaru diese Kagome? Ihr Geruch hörte hier auf und war verschwunden. Vielleicht war dieses Mädchen schon längst durch eines dieser Metallwesen gefressen worden. …wobei es ihn überrascht hätte, hätte sein Halbbruder diese vorlaute Menschenfrau einfach sterben lassen durch einen so schwachen Gegner. Sie wusste irgendwo in dieser Stadt sein… Nur wo war das?
Während er seinen Blick schweifen ließ, hatte Rin sich etwas von ihm entfernt und war auf eine Menschenfrau in seltsamer Kleidung zugelaufen.
„Können Sie mir sagen, wie wir in die Stadt kommen?“ fragte sie lächelnd und mit einem herzlichen Lächeln nannte sie ihr sowohl die Richtung als auch die Zugnummer, die sie nehmen musste. Sesshomaru hörte aufmerksam zu, ohne Rin aus den Augen zu lassen.
Die Minuten verstrichen und nahezu sekündlich kamen diese Geräte aus Eisen und Metall an und spuckte Menschen aus und andere gingen hinein. Mittlerweile hatte Sesshomaru herausgefunden, dass sich diese seltsamen Apparate „Zug“ nannten. Und alle von ihnen schienen die lästige Eigenschaft zu haben, dass privater Platz nicht vorhanden war…
Als der Zug der scheinbar für sie bestimmt war vor ihnen einfuhr, zeigte das Gesicht des Hundedämons deutlich, wie begeistert er darauf war in nächster Zeit so dicht gedrängt mit Menschen stehen zu müssen. Als er jedoch mit Rin eintrat und sich die Türen hinter ihnen danach schlossen, war um den Dämon ein kreisförmiger Abstand von einem Meter entstanden. Das Unbehagen der anderen Gäste ihm gegenüber war deutlich spürbar und so quetschten sich jene Menschen noch dichter an einander, während er und Rin ihren Freiraum hatten und das Menschenmädchen sich an ihm festhielt, als der Zug sich zu bewegen begann.
Mit jeder Sekunde raste die Landschaft dieser neuen Welt an ihnen vorbei. Zeigte riesige Gebäude aus Stahl und einer verspiegelten Oberfläche. „Tokio, Shinjuku. Nächster Halt Shinjuku!“
Der …Zug kam zum stehen und die Türen öffneten sich mit einem Zischen. Der Hundedämon verließ zusammen mit Rin dieses Gefährt und sah sich um, während die anderen aussteigenden Passagiere im großen Bogen um sie herum gingen. Sesshomaru hob die Nase in die Luft und roch. Inuyasha und diese Menschenfrau waren definitiv vor einiger Zeit hier gewesen.
„Komm, Rin.“ Begann er dem Geruch zu folgen. Er war schwach, aber er war immer noch da. Es lagen so viele fremde Gerüche in der Luft, dass es selbst ihm – einen vollwertigen Dämon – Mühe bereitete, die Spur seines Halbbruders nicht sofort wieder zu verlieren. Würde ihm nicht die Zeit davon rinnen, um das Juwel der Zeit zu bekommen, hätte er ruhiger an die Suche herangehen können.
„Wartet, Sesshomaru. Es gibt etwas wichtiges, das Ihr wissen solltet.“ Der Hundedämon war stehengeblieben und hatte dem Mönch erneut seine Aufmerksam geschenkt.
„Das Tōji no hōseki erscheint nur alle einhundert Jahre hier in diesem Tempel und wird von uns Mönchen bewacht. Und auch hier verfällt es wieder in seinen Schlaf der einhundert Jahre andauert…“
„Kommt zum Punkt.“ Die Ungeduld des Dämons war aus seiner Stimme herauszuhören.
„…wenn das Tōji no hōseki bis zum Ende dieser Zeit nicht wieder in diesen Tempel zurückkehrt, wird es auf ewig verschwinden. Es wird nicht erneut wiederkehren.“
Die Mundwinkel des Dämons verhärteten sich leicht, wenn er daran dachte, wie wenige Stunden ihm nur noch blieben. Wenn Inuyasha das Juwel einfach im Tempel gelassen hätte…!
Rin hatte derweil angefangen, das Bento von Kagomes Mutter zu essen.
„Das schmeckt köstlich! Lord Sesshomaru, willst du auch etwas probieren?“ fragte sie lächelnd. Sein goldener Blick glitt für einen kurzen Moment auf das liebevoll angerichtete Bento.
„Nein, danke.“ Sollte das Menschenmädchen es ruhig essen, er selbst hatte andere Probleme als Hunger…
Sesshomaru folgte dem Geruch tiefer in die Innenstadt. Die seltsamen Eisenkutschen blieben quietschend stehen, als er mit Rin die Straßen überquerte.
„Hey, Sie! Sind Sie völlig verrückt geworden, einfach vor meinen Wagen zu laufen?!“ ertönte eine wütende menschliche Stimme. Der Hundedämon blieb stehen und sein Blick ruhte auf dem Mann, während seine rechte Hand sich um den Griff von Tenseiga legte. Dieses Schwert mochte im Diesseits wertlos sein, aber woher sollte dieser schwächliche Mensch das wissen? Jener zuckte kurz zusammen und wurde ruhig, bevor sich jener in seine Eisenkutsche zurückzog – als würde ihm diese Kutsche aus Metall tatsächlich einen Schutz bieten können – und Sesshomaru seinen Weg fortsetzte.
Würde diese Kagome das Juwel der Zeit überhaupt bei sich haben? In einer Zeit die so chaotisch war wie die kommenden „Festtage“, würde sie etwas so wertvolles wirklich bei sich tragen? Überall sah man bereits Vorbereitungen und seltsamen Schmuck, der überall hing.
Der Dämon kam an einer durchsichtigen Fassade vorbei. Ruhig blieb er stehen. Dahinter befanden sich allerlei Kostbarkeiten. Dies musste so etwas wie eine Schatzkammer sein und der Mensch im Inneren folglich der Schatzmeister. Sein Blick ruhte auf den Juwelen vor ihm. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sein elender Halbbruder das Juwel hier verstecken würde …dann war diese Barriere vor ihm erschaffen worden, um Dämonen wie ihn fernzuhalten.
Sesshomarus Blick wurde schmal und ein kühler Wind fegte leicht durch sein Haar.
„Pff, als könnte eine solch schwache Barriere mich aufhalten.“
Der Hundedämon hob seine Hand und mit einem einzigen Schlag zerschmetterten seine Klauen das Glas vor ihm, welches mit einem lauten Klirren in trausenden Teilen zu Boden regnete.
Der Dämon durchquerte die nun zerstörte Barriere und mit jedem seiner Schritte hörte man das Knacken von Glas unter seinen Schuhen, während er sich suchend umsah.
Der Verkäufer sah ihn nur kreidebleich und entgeistert an, nicht fähig einen einzigen Ton von sich zu geben über die zerbrochene Scheibe.
Zielsicher kam Sesshomaru auf ihn zu.
„Ich suche das Juwel der Zeit. Wo lagert Ihr es?!“ sein stechender Blick ruhte auf dem Menschen vor sich.
„I-Ich… ähm… Ich weiß nicht wovon Sie… Ah!“ Der Hundedämon hatte ihm am Hals gepackt und hochgehoben.
„Ich habe keine Zeit für Zeitschindereien! Wo ist das Juwel der Zeit? Mein Halbbruder hat es doch gewiss bei Euch gelassen.“ Sesshomarus Blick hätte töten können in diesem Moment.
„S-So ein Juwel haben wir hier nicht…! A-Aber ich habe viele andere Edelsteine…! N-Nehmen Sie sich, w-was Sie wollen, aber tun Sie mir nichts…!“ presste dieser Mensch in seinem Würgegriff hervor. Sesshomarus goldener Blick durchbohrte ihn förmlich. Er ließ ihn los und drehte sich zum Gehen um.
Erneut hörte man das Glas unter seinen Schuhen knacken, bevor er hinab auf den Burgersteig sprang.
„Rin komm. Hier finden wir nichts!“ der Dämon ging, die verstörten Blicke der Menschen um ihn herum ignorierend, während der Ladenverkäufer unter seinem Tresen einen Knopf betätigte.
„Warte auf mich, Lord Sesshomaru!“ Das Menschenmädchen hörte auf, die schönen Steine einzusammeln und beeilte sich den Dämon einzuholen und nicht in die Scherben zu treten, die jener verursacht hatte.
Irgendwo mussten sein elender Halbbruder und das Juwel sein.
Er verfolgte weiter den schwachen Geruch. Tiefer in die Innenstadt und diese fremde Zeit, bis er etwas weiter weg drei Stimmen hörte.
„Inuyasha?“ Der Dämon blieb stehen und drehte sich zu der Geräuschquelle um. Jemand der seinen Bruder kannte, würde vielleicht auch über Informationen über den Ort des Juwels der Zeit besitzen.
Nur wenige Sekunden später stoppten drei Mädchen in fremdartiger Kleidung vor ihm, die ihn überrascht ansahen.
„Das ist ja gar nicht Kagomes Freund…“ murmelte einen von ihnen mit gewellten Haaren fast schon enttäuscht und in Sesshomaru bildete sich sofort eine Abscheu gegen diese Frau.
„Stimmt, sie sehe sich aber sehr ähnlich.“ Antwortete jene mit kurzen braunen Haaren. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals einer Frau begegnet zu sein – egal ob Mensch oder Dämon – die ihre Haare wie ein Mann trug. Selbst die Dämonenjägerin Sango besaß langes Haar.
„Ihr kennt diese Kagome und meinen Halbbruder Inuyasha?“ sein Blick musterte die Drei, während er Rin etwas hinter sich geschoben hatte.
„Klar! Inuyasha taucht ständig bei Kagome auf.“ Das war nichts, dass er sich nicht bereits hatte denken können.
„Hilfst du etwa auch im Schrein aus?“
„Ich helfe nirgendswo. Ich suche lediglich diese Kagome.“ Lehnte er verachtend ab. Als würde ein mächtiger Dämon wie er in einem menschlichen Schrein arbeiten!
„Was hast du für eine Bemalung im Gesicht?“
„Bist du auch aus einem anderen Land?“
„Ist das da eure kleine Schwester?“ überfielen ihn die drei förmlich mit Fragen und Sesshomaru musste leider feststellen, dass Menschen in dieser Epoche noch einmal weitaus lästiger waren, als jene in seiner…
„Ich wurde mit diesen Malen geboren. Und könnte man so sagen. Unser Vater war der Herrscher des Westens!“ antwortete er kühl und schirmte Rin noch etwas mehr ab, bevor jene das fremde Mädchen vor sich anlächelte.
„Dann sind du und Inuyasha also Halb-Europäer?“
„Ihr Seid bestimmt aus Skandinavien oder?“
„Sag mal, hast du eigentlich schon eine Freundin?“ fragten sie ihn weiter unverblümt und kamen ihm näher, als er so etwas duldete. Der Dämon beschloss die Fragen dieser drei Frauen zu ignorieren. Sie waren mutiger als ihnen gut tat, so mit einem Dämon zu reden.
„Habt ihr diese Kagome hier in der Nähe gesehen?“ unterbrach er ihre Fragen kühl. Sesshomaru würde nicht mehr Zeit mit diese dreien verbringen, als für ihn zwingend notwendig wäre.
„Kagome? Nein. Sie meinte gestern am Telefon, dass sie heute in der Stadt den Baum und noch ein Paar Geschenke kaufen wollte.“ Überlegte die Frau mit den kurzen Haaren und Sesshomaru unterdrückte die Frage, was genau ein Telefon war.
„Verstehe.“ Ohne zu zögern setzte er seinen Weg mit Rin fort und ließ die drei stehen.
„Man, sah der gut aus…“
„Ja, aber er war so grummelig…“ murmelte Eri.
Der Hundedämon hielt die Nase in den Wind und versuchte die Spur wieder zu finden. Hier waren so viele Gerüche, dass er die Fährte kaum greifen konnte… Sein Blick glitt unruhig den Himmel hoch und die Sonne hatte ihren Zenit bereits überschritten. Nicht mehr lange und die Nacht würde herein brechen in wenigen Stunden. Die Zeit zerfloss förmlich in seinen Händen und er konnte nichts dagegen tun! Wütend presste er die Hand zur Faust.
Auch in weiteren Schatzkammern, die seinen Weg kreuzten, fand er das Juwel der Zeit nicht. Die Schutzbarrieren jener Schatzkammern waren ein Witz gewesen. Selbst ein niederer Wurmdämon hätte diese wohl mit Leichtigkeit überwinden können. Und kein einziger der Wächter hatte das Juwel der Zeit oder der vier Seelen gesehen. Es war zum verzweifeln!
Sesshomaru wollte seinen Weg fortsetzen nach einer weiteren erfolglosen Befragung eines Schatzkammerwächters, als er aus der Ferne mehrere Sirenen vernahm und wenige Sekunden später 3 dieser Eisenkutschen mit quietschenden Rädern vor ihm zum stehen kamen. Fragend sah er sie an, als 6 Menschen die Gefährten verließen und Eisenwaffen auf ihn richteten.
„Hände hinter den Kopf und auf den Boden! Sie sind verhaftet Fluffy! Du auch Mädchen!“ schrien sie ihn wütend an.
Sein Blick wurde schmal.
„Tss.“ Als hätte Sesshomaru sich jemals dem Befehl eines niederen Menschen gebeugt! Noch dazu einem, der nicht einmal zu wissen schien, wer er war.
Er drehte sich um, um seinen Weg wie geplant fortzusetzen, als er einen Schuss hörte und einen winzigen Augenblick später eine Kugel seinen Pelz streifte. Er blieb stehen.
„Hände hinter den Kopf!“ die Stimme dieses Menschen wies eine hörbare Aggression auf.
Der Hundedämon drehte sich der Stimme zu. Rin hatte sich verängstigt hinter ihm versteckt.
„Lord Sesshomaru…“
„Sie sind wegen Serienüberfall auf Juweliergeschäfte verhaftet!“ brüllte es erneut und wurde von einem anderen weitaus lauteren Geräusch, das schon förmlich in seinen Ohren wehtat übertönt.
Ein Blick in den Himmel ließ seines dieser fliegenden Apparate zum Vorschein kommen, in dessen Inneren sich ebenfalls Menschen befanden.
„Ich werde Inuyasha definitiv dafür umbringen, wenn ich ihn finde…“ murmelte der Dämon sichtbar genervt, während der Wind der Rotorblätter durch sein weißes Haar und seinen Pelz wehten.
„Rin.“ Der goldene Blick des Hundedämons glitt zu dem Menschenmädchen.
„Ja?“ Mit großen Augen sah sie ihn an.
„Versteck dich hier irgendwo.“ Ohne ein weiteres Wort ging er auf die sechs Menschen in Uniform zu.
„Ich habe nicht vor, mich zu ergeben.“ Sesshomarus Stimme trotzte nur so vor Selbstbewusstsein.
Eine Kugel durchschnitt die Luft, Sesshomaru wisch in Sekundenschnelle aus und die Kugel verfehlte ihr Ziel.
„Ein aussichtsloser Kampf.“ Die Haltung seinen Feinden gegenüber konnte man bestenfalls als Gleichgültigkeit bezeichnen. Ihm lag nichts an der Unversehrtheit dieser Krieger. Viel mehr waren sie ihm gar lästig. Eine Eigenschaft die Menschen wohl niemals ablegen würden.
Der Hundedämon ließ seine magische Peitsche erscheinen, während weitere Kugeln fielen, denen er ohne Mühe auswich, bevor er einmal gezielt seine Peitsche schwang und drei der Krieger in einem Zug außer Gefecht setzte. Ein erneuter Hagel an Gewehrkugeln, ein erneutes Ausweichen seinerseits.
„Was zur Hölle ist das, für ein Mann?!“ schrie einer der Krieger, bevor er erneut abfeuerte.
Ein weiterer gezielter Peitschenhieb seitens Sesshomarus und weitere zwei krieger waren besiegte, bevor er mit seiner Klaue den letzten von ihnen packte und hochhob.
„Ich suche einen Halbdämon namens Inuyasha. Von Euch hat ihn nicht zufällig einer gesehen?“ sein Blick durchbohrte den Beamten vor sich, zeigte deutlich seine Gleichgültigkeit für jenen.
Doch statt ihm zu antworten, sah jener ihn an, als würde ein Teufel vor ihm stehen. Das Entsetzen war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Dabei hatte Sesshomaru noch nicht einmal seine dämonische Form angenommen.
„Was zur Hölle sind Sie für ein Mensch?!“ Die Augen des Hundedämons wurden schmal und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich seine Verärgerung.
„Stecke einen reinrassigen Dämon wie mich nicht in den selben Topf mit diesen erbärmlichen Menschen.“ Sein Griff um den Hals des Mannes wurde eine Spur fester.
Sesshomaru wollte ihn bereits ausschalten, als Rins Geschrei ihn alarmierte.
„Nein! Lass mich los! Lord Sesshomaru, Hilfe!“
„Es ist das Beste für dich. Du kommst für die Nacht in einem Kinderheim unter und morgen suchen wir deine Eltern.“
„Nein, loslassen! Ich will nicht!“ wütend zappelte sie in den Armen des Mannes.
Sesshomarus Blick glitt entsetzt zu Rin.
Wie hatte er diesen Krieger nicht bemerken können?!
In einem Sekundenbruchteil hatte er den Mann in seiner Klaue losgelassen, bevor sich ein rosafarbener Rauch um den Dämon bildete, der ihn gänzlich einhüllte, bevor ein Teil seiner Verwandlung einsetzte und er mit einer einzigen Bewegung eine Welle an magischer Kraft ausstieß, die sowohl den Krieger, der Rin gefangen hielt mehrere Meter weit nach hinten schleuderte und ausknockte, die 3 Eisenkutschen der Krieger alle wie Dominosteine nach hinten warf, die Glasfassaden der Umgebung mit einer Druckwelle zerstörte und sogar Schäden an dieser seltsame Flugmaschine verursachte, dass jene gezwungen war, sich zurück zuziehen.
Mühselig stand das Mädchen auf, während Sesshomaru auf sie zuging.
„Ist alles in Ordnung, Rin?“ ein deutlicher Hauch von Sorge lag in seinem Blick.
„Ja, Lord Sesshomaru!“ strahlte sie ihn mit ihrer unbekümmerten Art an. Welch ein Glück.
„Wir gehen, halt dich fest.“ Das Menschenmädchen nickte und packte Sesshomarus Pelz während dieser sich mit mehreren Sprüngen in die Luft begab und ein gutes Stück weiter weg wieder den Boden berührte, die Blicke der Menschen ignorierend. Fürs erste wäre es sinnvoll, die Spur nach seinem Halbbruder und dieser Kagome an einem anderen Ort wieder aufzunehmen.
Die Sonne senkte sich und sein kurzer Blick auf Rin offenbarte ihm ihr leichtes Zittern. Sesshomaru war bereits zu Beginn aufgefallen, dass das Klima hier kälter war und Rin seit einer Weile hin und wieder zitterte.
„Ist dir kalt, Rin?“ Er blieb stehen und sein Blick ruhte fragend auf ihr.
„Ein wenig, Lord Sesshomaru“ nickte sie.
Der Hundedämon machte seinen Pelz ab und kniete sich vor das Menschenmädchen.
„Warte, das haben wir gleich…“ sprach er ungewohnt sanft und wickelte seinen Pelz um das Mädchen herum.
„Ist es jetzt besser?“
„Ja! Vielen Dank Lord Sesshomaru!“ strahlte sie glücklich, dick in seinen Pelz eingewickelt.
„Dann komm, lass uns weitergehen.“ Der Hundedämon stand wieder auf.
Mittlerweile begannen bereits die ersten Lichtquellen anzugehen. Es war faszinierend, wie dieser Ort selbst in der Dunkelheit über Licht verfügte.
Der Geruch seines Bruders und dieser Kagome wurde stärker, als er sich einer Art Marktplatz nährte. Überall waren Verkaufsstände die in Licht und Schmuck gehüllt waren. Menschen schienen sich hier selbst im dunkeln zu versammeln und überall roch es nach Essen. Kein Wunder, dass er vorher so große Probleme gehabt hatte, die Spur seines Bruders zu verfolgen.
„Dieser Ort ist nachts so hell erleuchtet wie am Tag, Lord Sesshomaru!“ sprach das Menschenmädchen ganz begeistert und sah sich um, wollte bereits davon rennen, als Sesshomaru sie an seinem Pelz festhielt.
„Rin, bleib hier.“ Er würde sie hier nicht beschützen können, wenn sie nicht in seiner Nähe wäre. Wer wusste schon, wann die nächsten dieser lästigen Krieger hier auftauchen würden…
„Hast du Hunger, Rin?“ Das Menschenmädchen nickte einmal. Das Bento von Kagomes Mutter hatte sie bereits vor Stunden gegessen.
Suchend lief er mit ihr zwischen den Ständen durch, bis das Mädchen mit strahlenden Augen vor einem rosafarbenen Watteartigen Gebilde stehen blieb, das ihm gänzlich fremd war. Der Standbesitzer händigte ihr bereits etwas von dieser seltsamen Masse aus und wartete darauf, dass der Dämon ihn bezahlte. Jener nahm einen der Adamanten, die Rin zuvor gesammelt hatte und legte diesen auf den Tresen.
„Das sollte reichen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er mit Rin weg, während der Verkäufer völlig überrumpelt auf den Diamanten vor sich starrte.
„Das ist so köstlich, Lord Sesshomaru!“ sprach sie ganz begeistert.
„Willst du auch etwas probieren?“ Freundlich hielt sie ihm ihre rosafarbene Masse hin.
„Nein danke, Rin.“ Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Ein wahrlich faszinierender Geruch. Er wirkte so herausfordernd. Als der Hundedämon mit seinen Augen dem Geruch folgte erkannte er einen Stand, der Reis mit Fleisch, Gemüse und einer orangenen Soße verkaufte. Interessiert – wenn auch nicht nach außen sichtbar – ging er näher heran, bis er davor stehenblieb.
„Sag, was ist das?“
„Oh, meinen Sie das Curry? Wollen Sie was davon haben?“ ohne zu zögern – oder dass der Hundedämon überhaupt eine Antwort hätte geben können – tat der Verkäufer ihm auch schon eine Schüssel aushändigen und Sesshomaru roch daran.
„Aber sagen Sie, ist das nicht etwas dünn für diese Jahreszeit?“
Ohne auf die Frage einzugehen, stellte er die Schüssel ab, legte einen weiteren von Rins Adamanten auf den Tresen und ging mit seiner Schüssel davon.
Rin war so nett, die Schüssel für ihn zu halten, während Sesshomaru einen ersten Löffel nahm.
Wie interessant… Er konnte sich nicht daran erinnern, schon jemals etwas in einer derartigen Geschmacksrichtung gegessen zu haben! Es forderte seine Zunge förmlich heraus! Kämpfte förmlich um die Herrschaft. Der Hundedämon musste zugeben, dass es tatsächlich köstlich war, auch wenn er das niemals laut sagen würde.
Dafür, dass hier bald Häuser in Flammen stehen würden, war es ungewöhnlich friedlich hier.
Ungeduldig ging er weiter. Folgte der Spur seines Bruders. Die Sekunden zerrannen, aber wenn er seinen Halbbruder und Kagome binnen der nächsten halben Stunde fand sollte es ihm möglich sein, dass Juwel der Zeit noch in seinen Besitz zu bekommen …wenn auch nicht mehr in den Tempel der Hundedämonen zurückzubringen.
Er beschleunigte seine Schritte, als er deutlich seinen Geruch war nahm und die Stimmen jener zwei hörte, nach denen er bereits den ganzen Tag suchte.
„War es wirklich nötig, so viel zu kaufen, Kagome?“
„Selbstverständlich! Es ist schließlich Weihnachten. Außerdem bist du freiwillig mitgeko…“ Sie stockte in ihrem Satz, als sie den Hundedämon vor sich sah.
„S-Sesshomaru?! Aber wie…?“ es war offensichtlich, dass sie nicht hier mit ihm gerechnet hatte.
„Sesshomaru!“ der Blick seines Halbbruders war eine Mischung aus der üblichen Feindseligkeit und Überraschung, bevor er plötzlich das Gesicht verzog und auf etwas in Rins Händen starrte.
„Stimmt etwas nicht, mein liebes Brüderchen?“ Sein Blick war nicht weniger erfreut, als der Inuyashas. Jener hatte mehrere Tüten in der Hand und trug einen Baum auf den Rücken. Das war dann wohl der Baum, der bald in Flammen stehen würde.
„Kagome…“ Sein goldener Blick glitt zu der Wiedergeburt der Priesterin.
„…du hast etwas, das mir gehört: Das Juwel der Zeit. Scheinbar haben du und deine Freunde es für einen Splitter des Juwels der vier Seelen gehalten. Händige es mir aus.“ Sesshomarus Stimme war wie üblich nahezu befehlend.
„Juwel der Zeit?“
„Ich habe eine Menge Anstrengungen unternommen, um hierher zu kommen und dich zu finden. Also verplämper nicht meine Zeit.“ Sein Tonfall wurde deutlich ungeduldiger. Die 7 Tagen waren beinahe um.
„Ich habe die Splitter nicht bei mir. Sie sind zuhause in meinem Zimmer…“
Sesshomarus Blick weitete sich leicht vor Unglauben. All diese Anstrengungen, um Inuyasha und das Juwel der Zeit zu finden in der Fremde dieser Welt obwohl er dem Juwel bereits am Anfang so nahe gewesen war!
„Wenn du das Juwel so sehr willst, hättest du auch einfach warten können, bis wir wieder zurück sind. Wie bist du überhaupt durch den Brunnen gekommen?“
Sesshomaru antwortete nicht.
„Könnte mir einer vielleicht mal erklären, was dieses Juwel der Zeit überhaupt sein soll?!“ irritiert sah die Priesterin zwischen den dreien herum, bevor sie plötzlich blass wurde.
„Sesshomaru, bist du etwa so durch die Stadt gelaufen?!“
„Selbstverständlich.“ Dieses Mädchen hatte nach wie vor eine seltsame Art an sich und schien bei seiner Antwort beinahe umzufallen.
„Achja… das Juwel der Zeit soll wohl ein Erbstück unseres Vaters sein.“ Klärte sein Halbbruder sie währenddessen auf.
„Und warum, soll dann nur er es bekommen?! Das ist nicht fair!“ sie fuchtelte wild mit den Armen herum.
„Das blöde Ding, ist mir doch vollkommen egal! Soll Sesshomaru es ruhig haben, mir reicht es schon, mich mit einem Juwel rumschlagen zu müssen!“ sprach er so abfällig über das Erbe ihres Vaters, wie Sesshomaru es bereits von ihm kannte.
„ich muss trotzdem erst nach Hause um es zu…“ mehr bekam der Hundedämon nicht mehr mit. Er hatte sich von ihnen abgewandt.
„Rin, halt dich fest.“ Er nahm das Menschenmädchen auf den Arm bevor er sich in die Luft erhob und die Wiedergeburt der Priesterin dabei so aussah, als würde jene bald in die andere Welt übergehen.
Er brauchte das Juwel! Doch selbst wenn er den ganzen Weg zurück bis zum Tempel flog, würde er es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
„Tss!“ Frustriert verzog er das Gesicht, bevor er unter sich ein mittlerweile vertrautes wenn auch lästiges Geräusch hörte.
„Der Zug…“ Diese Eisenkutsche fuhr schneller, als er fliegen konnten… mit ihrer Hilfe…
Sesshomaru nährte sich dem Erdboden wieder, bevor er auf einem dieser Dinger landete und Rin absetzte. Während jene sich auf das Dach setzte, blieb der Hundedämon stehen. Der Fahrtwind rauschte durch sein Haar und um die Ärmel seines Kimonos, während die Eisenkutsche durch die Nacht rauschte.
Je näher sie dem Tempel wieder kamen, umso unruhiger wurde er. Was wenn es bereits zu spät war?!
Am Anfangsort angekommen, packte er Rin erneut und erhob sich in die Luft. Fliegend war er schneller als zu Fuß. Er folgte dem Geruch dieser Kagome und je näher er kam, umso stärker wurde er, bis er schlussendlich vor dem selben Haus stand, wie zu Beginn seiner Suche.
„Hallo, Schwester sind du und Inuyasha…“ weiter kam Sota gar nicht, da war Sesshomaru auch bereits in seinem Blickfeld erschienen und wieder verschwunden.
„Oh, hallo…“
Sesshomaru folgte dem Geruch des Mädchens bis hin zu einer Tür, die der Hundedämon aufstieß.
Im Inneren des Zimmers leuchtete der kleine Behälter mit den Juwelensplittern auf dem Tisch hell auf in einem strahlenden Licht. So schnell er konnte, packte der Dämon es…
…Bevor jenes Licht plötzlich verschwand und mit ihm das Juwel der Zeit.
„Nein…!“ frustriert verzog er das Gesicht. Im Inneren des Gefäßes befanden sich nur noch die Splitter des Juwels der vier Seelen…
Wütend schlug er das Glas auf den Tisch und blieb eine Weile so reglos stehen. Er wusste nicht, wie lange es war, doch irgendwann hörte er die Stimmen von Kagome und seinem Halbbruder und nahm deutlich ihre Gerüche war, gefolgt von Tritten auf den Treppenstufen.
„Sesshomaru…!“ der Dämon drehte sich um und Kagome erkannte bereits an seinem Gesichtsausdruck, dass wohl etwas mit dem Juwel passiert sein musste. Genaugenommen, erkannte sie es eher an Rins Gesichtsausdruck, der eine Art Bedauern zeigte. Sesshomarus Gesichtsausdrücke interpretieren konnten wohl nur Jaken und Rin tatsächlich…
„Das Juwel der Zeit ist verschwunden.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ das Zimmer und anschließend dieses Haus.
All die Arbeit war umsonst gewesen! Jetzt da das Juwel für immer verschwunden war, hatte er nichts mehr in dieser Welt verloren.
Sein Weg führte ihn zurück zu dem alten Schrein in dessen Innerem sich der Knochenfresserbrunnen befand.
„Sesshomaru warte!“ Er blieb stehen und drehte sich um. Kagome kam kurz vor ihm zum stehen, gefolgt von seinem Halbbruder.
„Das mit dem Juwel tut mir leid…“ entschuldigte sie sich.
Und um ihm dies zu sagen, war sie ihm hinterhergerannt.“
„Das kann man nicht mehr ändern. Ich habe hier nichts mehr zutun.“ Er schritt die Treppe hinab, bevor er Rin auf den Arm nahm und in den Brunnen sprang. Innerlich hoffte er, dass er mit Tenseiga erneut einen Pfad zwischen den Welten öffnen konnte… Er setzte Rin ab, bevor er sein Schwert aus der Scheide zog und mit einem gezielten Schlag erneut in den Boden des Brunnens rammte.
Wie schon beim ersten Mal wandelte sich der Boden in einen dunkelblauen Strudel der ihn und das Menschenmädchen langsam verschlungen, während eine kühle Briese durch sein Haar wehte.
Das nächste was er sah, war erneut der Boden des Knochenfresserbrunnens, doch als er nach oben blickte, sah er nun das Sternenzelt.
Ein letzter Sprung aus dem Brunnen und er war zurück in seiner Epoche.
„Meister Sesshomaru! Ihr und Rin seid endlich zurückgekehrt!“ empfing Jaken sie freudig.
„Habt Ihr es geschafft, dass Juwel der Zeit in Euren Besitz zu bringe, Meister?“ erwartungsvoll sah er ihn an.
„Nein. Das Juwel ist für immer verschwunden.“ Sprach er schlicht.
„Oh, das ist alles nur die Schuld Eures unwürdigen Halbbruders!“ echauffierte sich der Kappa.
„Jaken, komm lass uns gehen.“ Ohne ein konkretes Ziel vor Augen, ging er und verließ das Plateau rund um den Brunnen.
Als er an jenem Abend am Waldrand unter einem Baum saß, schlief Jaken bereits und Rin saß vor ihm im Graß.
Warum hatte er das Juwel so knapp verfehlen müssen?
„Lord Sesshomaru.“
Sein Blick glitt zu dem Menschenmädchen.
„Es ist nicht das Juwel der Zeit, aber du kannst sie alle haben!“ aufmunternd gab sie ihm die Edelsteine, die sie in der Moderne gesammelt hatte.
Ruhig sah Sesshomaru sie an und packte sie dann weg. Diese Steine hatten für ihn keine Bedeutung …aber die Tatsache, dass sie von Rin waren.
Sesshomaru holte etwas aus einer seiner Taschen hervor, das er davor auf der anderen Seite des Knochenfresserbrunnens an einem der vielen Verkaufsstände mitgenommen hatte.
„Rin…“ Überrascht nahm sie den kleinen weißen Hund aus Stoff entgegen und wusste nicht, wann sie jemals etwas so flauschiges in den Händen gehalten hatte.
Der Blick des Hundedämons ging gen Himmel hoch.
„…frohe Weihnachten.“
Für KiraFeuerlotus
Für Sihari
Für Luce
Lieferung ins Weihnachtsland
Endlich war es wieder soweit. Nur einmal im Jahr, für zwei Wochen, bekam man die Chance ins Weihnachtland zu gehen. Und jedes Mal gab es Neues zu entdecken.
„Du bist so aufgeregt“, kam eine Stimme neben ihr.
Aus den Gedanken gerissen drehte sie sich um. Dunkelblaue Augen starrten auf den Satyr, der ein paar Kräuter in Leinen wickelte und in eine Tasche steckte. „Ja, natürlich. Ich darf endlich wieder ins Weihnachtland. Ich hoffe ich begegne ein paar Gefährten.“
„Vergiss aber nicht die Pakete abzuliefern, Luce.“ Karuto blickte mit einem weichen Lächeln zu der schwarzhaarigen Frau und überreichte ihr die vollgepackte Tasche.
„Natürlich nicht. Ich bringe die Pakete zu Mister Claus und trödel auf dem Rückweg.“
Karuto lachte nur und nickte. „Hast du denn auch alles?“
„Ja, ich hole nur noch ein paar Bündel Basilikum von zu Hause. Der muss schließlich frisch bleiben.“
„Also dann...Luce aus der Basilikumallee. Viel Spaß.“
Luce strahlte und nickte. Sie schnappte sich die von Karuto gepackte Tasche und machte sich auf den Heimweg.
Kaum dass sie an ihrer Straße angekommen war, stand Jamon vor ihr und druckste herum.
„Was ist los, Jamon? Ist etwas passiert?“ Luce dachte schon, sie müsste ihre kleine Reise verschieben oder gar aufgeben, doch der große Oger reichte ihr einen kleinen Stapel Briefe, mit einem Blick, der gut einem Dalafa Konkurrenz machen konnte.
„Luce die für Santa mitnehmen?“, begann er und suchte nach weiteren Worten für einen Grund.
„Na klar“, brachte Luce erleichtert hervor. Solang sie weiterhin ins Weihnachtland durfte, nahm sie sogar Rentierfutter mit, wenn es denn unbedingt sein musste.
Jamon atmete auf. „Jamon danken und dafür auf Gefährten aufpassen, solang Luce im Weihnachtsland.“
„Ich danke dir, Jamon. Namahina* wird sich freuen... Jetzt muss ich aber los. Wir sehen uns bald wieder“, Luce versuchte nicht zu drängen, doch sie wollte endlich los. Nicht, weil sie es eilig hatte, eher, weil sie so aufgeregt war. Sie verabschiedete sich von dem Oger und lief eilig nach Hause um ein paar Bündel des duftenden Krautes zu packen. Jedes mit einer kleinen Schleife aus Bast.
Fertig. Und auf ging es ins weiße Wunderland. Warm eingepackt in einem Mantel, Mütze und Schal sah sie hier in Eel eher auffällig aus, waren es doch gefühlte zwanzig Grad.
Es war schon seltsam, wie eine Insel immer nur für einige Zeit auftauchte und wieder verschwand und Luce fragte sich, was wohl passieren würde, bliebe sie einfach dort. Würde sie ins Wasser fallen, wenn die Insel verschwand? Oder verschwand sie vielleicht auch? Unbedingt herausfinden wollte sie es nicht. Doch zwei Wochen hatte sie auch nicht vor dort zu bleiben.
Es war ein großer Vorteil, das ein direkter Weg dort hin führte, ohne eine Fähre benutzen zu müssen, oder einen fliegenden großen Gefährten.
Kaum angekommen knirschte auch schon unter ihren Füßen der Schnee und Luce war froh sich vorher warm angezogen zu haben, denn der Wind frischte mit einem Male auf und brachte eine kalte Brise mit sich.
Die Freude, einen neuen Gefährten zu sehen, ließ allerdings erst einmal nach, als ein Pimpel sie fast umrannte. „Was machst du denn hier?“, fragte sie das springenden Fellbündel, doch dieser flitzte zur entgegengesetzten Richtung gleich wieder davon.
Doch sie war ja erst angekommen, da musste es noch viele weitere Gefährten geben, das wusste sie.
Und auch wenn sie schon eine Weile gelaufen war, am Schneemann vorbei und durch die Lichterketten-behangenen Bäume, sie gab noch lang nicht auf. Irgendwo waren sie.
Mit einem Male fühlte sich Luce sehr beobachtet. Was oder wer konnte das wohl sein? Der Schnee blieb an dieser Stelle kaum liegen und die Luft war wärmer. Woran das lag wusste sie nicht, aber dieses Gefühl beobachtet zu werden war dafür schon viel stärker.
„Komm raus. Ich sehe dich“, flunkerte die Schwarzhaarige und blieb stehen.
„Tust du nicht“, kam es von der Seite in grummeligem Ton.
„Dafür höre ich dich aber sehr gut.“ Eine Weile blieb Luce stehen und lauschte, doch nichts war zu hören. „Bist du ein Gefährte und traust dich nicht?“
Blitzschnell stand ein kleines grünes fellbedecktes Etwas vor ihr und guckte so finster drein wie es konnte. „Sehe ich aus wie ein Gefährte?“
Luce hob die Augenbrauen. „Ja. Irgendwie schon.“
„Frechheit. Was willst du überhaupt hier? Das ist meine Insel.“
„Aber das Weihnachtland gehört doch dem Weihnachtsmann.“
„Du bist auf der Insel des Grinch. Wie kannst du das nicht wissen“, moserte der kleine Kerl vor sich hin.
„Du bist der Grinch?“, wunderte sich Luce. „Ich dachte ja du bist viel größer.“ Was konnte er schon sein, dachte sie sich. Vielleicht einen halben Meter? Mehr war es doch nicht.
„Wieso sagen das alle?“, meckerte der kleine Kerl und hielt die offene Hand vor Luce.
„Was denn?“
„Zoll“
„Für was?“
„Du bist auf meiner Insel, ich will Zoll.“
„Aber ich habe kein Maana.“
Der kleine Grinch schnupperte in Richtung von Luces Tasche. „Ich nehme auch was du bei dir hast.“
„Aber das ist für Mister Claus.“
„Wenn du noch länger diskutierst lasse ich dich solang nicht weg, bis du mir was gibst.“
Luce seufzte, als sie sich umblickte und keinen Weg mehr sah, auf dem sie entlang gehen konnte. Konnte er etwa zaubern und Wege verschwinden lassen? Er schien eher ein Waldschrat zu sein und die konnten nicht viel.. oder doch? Widerwillig reichte die dem kleinen grünen Kobold oder was immer er wirklich war, eins der Bündel Basilikum aus ihrer Tasche.
Der Grinch nahm es entgegen, beäugte es genau, schnüffelte und blickte wieder schief nach oben. „Was ist das?“
„Das ist Basilikum, ein Kraut. Wenn du nichts damit anfangen kannst, gib es wieder her.“
Der kleine grüne Mann trat einen Schritt zurück und presste das Bündelchen an sich. „Nein. Das gehört mir.“ Kaum gesagt verschwand er hinter einem Baum und ließ die Frau, ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben, einfach stehen.
Luce stand verwirrt da und blickte sich um. Sie dachte schon, sie würde hier nicht mehr wegkommen, doch der Weg war plötzlich wieder da. Sie überlegte nicht lang und machte, das sie von der kleinen Insel kam. Zurück zu den beleuchteten Weihnachtsbäumen. Wieso hatte sie nicht gemerkt, dass sie über eine kleine Brücke gegangen war? Ob das ein Trick des Grinches war?
Sich weitere Gedanken darüber zu machen brachte nichts, also machte sie, dass sie endlich zu ihrem Ziel kam, bevor ihre wertvolle Ware noch vertrocknete.
Eine festlich geschmückte Tafel tat sich vor ihr auf und suchend blickte sie sich um, ob die Gäste irgendwo zu finden waren. Irgendwer musste das viele Essen doch auch essen. Oder war es gar nicht echt? Es duftete allerdings herrlich. Nach allerlei Gewürzen. Und die vielen Süßigkeiten waren allesamt hübsch verziert.
„Luce, was machst du denn hier?“, sprach sie plötzlich niemand geringeres als Purral an, der mit seinem Bündelchen über der Schulter, geradewegs aus Richtung des großen Weihnachtsbaumes kam.
„Das könnte ich dich auch fragen.“
„Bist du für Purreru unterwegs?“
Luce schüttelte den Kopf. „Ich bringe eine Lieferung für Mister Claus. Aber hast du schon ein paar Gefährten gesehen? Ich bin nur einem Pimpel begegnet, der sich sicher nur verirrt hatte.“
„Du willst Gefährten sehen? Dann musst du in diese Richtung gehen. Ich sollte los. Ich sollte lieber nicht zu lang hier bleiben. Auf Wiederehen, Luce.“
„Wieso hast du es so eilig? Hast du was angestellt?“
Purral lief ein paar Schritte rückwärts und grinste. „Ich doch nicht. Du kennst mich doch.“
„Ja, deswegen ja. Hast du vielleicht Mister Claus...“
„Geh deine Gefährten ansehen, bevor sie wieder weg sind“, unterbrach der Purreko sie und machte, das er davon kam.
Seltsam war es schon, doch es brachte nichts sich Gedanken darum zu machen. Wenn er etwas angestellt hatte, würden sie ihn schon erwischen. Und von Santa würde er nichts zu Weihnachten bekommen, denn er wusste alles.
Eigentlich wollte sie auf dem Rückweg Gefährten ansehen, um erst einmal ihre Waren abzuliefern, doch wenn Purral wirklich Recht hatte, waren die Gefährten vielleicht schon weg, wenn sie erst später nachsehen würde. Und es war ohnehin schon schwer auch nur einem zu begegnen. Sie versteckten sich einfach zu gut.
Verwundert blieb sie schließlich vor dem Rentierstall stehen. Sie blickte nach links und rechts, doch alles was sie sah war Schnee, jede Menge davon. Hatte Purral sie reingelegt? Rentiere waren doch keine Gefährten.
Doch wenn sie schon einmal hier war, konnte sie den Tieren auch gleich einen kurzen Besuch abstatten. Schließlich bekam man Rentiere auch nur einmal im Jahr zu sehen. Schulterzuckend lief sie direkt zum Stall und blickte hinein, doch er war leer.
„Wieso habe ich heute so ein Pech?“, rief sie laut und ging geknickt in Richtung ihres eigentlichen Ziels.
Das Haus von Familie Claus war nicht mehr weit und weil sie es von weitem sehen konnte, machte sie eine Abkürzung durch den Schnee. So schön weiß und glitzernd wie er vor ihr lag, machte es Spaß durch ihn durchzustapfen und knirschen zu hören. Ihre Schritte beschleunigten sich, als sie Rentiere entdeckte die sich vor dem Hause tummelten. Dabei schaffte sie es allerdings mehr als einmal der Nase lang hinzufallen. Zum Glück war der Schnee weich und es tat nicht weh, doch es half nicht wirklich dabei schneller vorwärts zu kommen.
„Hallo, Rentiere“, rief sie schließlich freudig und hoffte sie waren friedlich gestimmt.
Kaum dass sie eines berühren konnte kam Santa aus dem Haus. „Wir haben Besuch? Hallo und Willkommen“, sagte er nur freundlich und Luce strahlte ihn an.
„Hallo Mister Claus. Ich bringe ihnen ihre Kräuterbestellung.“ Dabei öffnete die Schwarzhaarige ihre Tasche um die Päckchen herauszuholen, doch die Tasche war nur noch halb voll. „Oh nein. Da fehlt was.“
Santa blickte die erschrockene Frau an und lachte. „Ich glaube meine Rentiere haben sie gefunden.“ Dabei zeigte er hinter Luce, in Richtung der Tiere, die sich an zwei der Päckchen bedienten.
„Sie futtern das Basilikum“, rief Luce und lief zu ihnen, um die wertvolle Fracht doch noch zu retten. Doch bis auf ein paar Tücher blieb nichts mehr übrig.
Traurig drehte sie sich wieder um. „Es tut mir so Leid, Mister Claus. Ich gehe sofort neues holen.“
„Meine Rentiere wissen eben was gut ist“, lachte Santa erneut. Doch Luce blickte ihn immer noch mit großen Augen an. Nicht nur das sie keine Gefährten sehen konnten, nun fehlte auch noch die Hälfte ihrer Ware. Wenn ihr so etwas im Gefährten Shop passieren würde, in dem sie oft aushalf würde Purreru sie sicher feuern.
„Mach dir keinen Kopf, mein Kind“, begann der große Mann erneut und lächelte mild. „Komm rein, trink einen Kakao, dann geht es dir besser. Und wenn dir wieder warm ist bringt Rudolf dich nach Hause und ihm gibst du einfach ein neues Päckchen mit.“ Santa beugte sich zu ihr ein Stück herunter und flüsterte halb. „Aber sag Rudolf nicht, was er mir da bringen soll. Sonst kommt das nicht hier an.“ Sanft auf die Schulter geklopft bat er Luce ins Haus. „Ich bezahle dir dann auch das Doppelte.“
„Oh nein, das kann ich doch nicht annehmen.“
„Natürlich kannst du. Schließlich waren es ja meine Rentiere, die dein Basilikum gefressen haben. Möchtest du ein paar Streusel drauf haben. Missis Claus macht den besten Kakao der Welt.“
„Oh, zu Kakao kann ich nicht nein sagen.“
Auch wenn Luce keine Gefährten sehen konnte, war ihr kleiner Ausflug ins Weihnachtland doch sehr abenteuerlich. Und vielleicht konnte sie es ja am nächsten Tag einfach nochmal versuchen. Dann hatte sie auch nichts abzuliefern und genügend Zeit.
Sie durfte immerhin auf Rudolf reiten, der sie bis nach Hause flog und mit seinen glitzernden Hufen kleine Staubwolken machte.
„Ich komme gleich wieder“, rief Luce zu Rudolf und hoffte er würde brav warten, solang sie ein paar neue Bündel Basilikum erntete. Sie wusste nicht, ob er sie wirklich verstand, aber solang er wirklich wartete und sie den Weg nicht erneut laufen musste, reichte ihr das völlig aus.
So sehr sie sich beeilte, versuchte sie trotzdem sehr schöne Stängel zu pflücken und die Schleifen hübsch zu binden. In ein Tuch gewickelt und eine kleine Umhängetasche gepackt, band sie diese dem Rentier um den Hals. „Auf Wiedersehen, Rudolf.“
Rudolf stupste sie mit der Nase, so das Luce lachen musste. Sie umarmte den Kleinen und winkte ihm schließlich hinterher. Eine Weile blickte sie noch in den Himmel und seufzte. „Na ja. Morgen habe ich bestimmt mehr Glück.“, sagte sie sich optimistisch und ging zurück nach Hause.
Kaum angekommen sah sie ein Päckchen unter ihrem Baum liegen und eine Karte dazu. 'Ich suche ein neues Zuhause. Mach mich auf, ich kann nicht bis Weihnachten warten.'
Erstaunt hob Luce den Deckel des Päckchens hoch. Im Inneren lag ein großes Gefährten-Ei. Eins das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es schimmerte und leuchtete sogar irgendwie. Ein Glitzern, das an den Schnee in der Sonne erinnerte.
Schnell lag es in einem Brutkasten und Luce hockte davor und wartete. Wie lang es wohl dauern würde, bis es aus dem Ei schlüpfte? Und wie es wohl aussehen würde. Eins wusste sie allerdings, es würde ein Gefährte sein, den sie noch nie gesehen hatte. Zum Glück hatte sie noch etwas von dem Gefährtenfutter, welches auf der Karte aufgemalt war und konnte dem Kleinen sofort etwas geben, sobald er aus dem Ei kam. Ungeduldig lief Luce hin und her und überlegte an einem Namen. Er konnte ja nicht namenlos bleiben, wie ihr anderer Gefährte. Und ob sie sich wohl verstanden?
Doch die Fragen kamen ihr nur der Ungeduld wegen, denn ihre Vorfreude war riesig. Endlich einen neuen Gefährten sehen und das wahrscheinlich vor all den anderen im Hauptquartier.
Das würden tolle Weihnachten werden. Das wusste sie bereits jetzt schon. Egal was noch kam.
*Namahina ist bengalisch und heißt 'ohne Name'.
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