Für Jassimini
Der Schnee schwebte in sachten Wellen unentwegt zu Boden. Die Bewegung erinnerte sie an einen Tanz, dessen Melodie nur die weiß glänzenden kleinen Kristalle, die vor ihren Augen schwebten, wirklich und wahrhaftig folgen konnten.
Die Sonne strahlte hell auf sie herab und brach sich im umliegenden Schnee und Eis auf eine gar majestätische Art und Weise, die ihre Umgebung in ein buntes Lichterspiel aus Farben tauchte, die sie stark an die Regenbögen im Sommer erinnerten.
Die junge Frau summte fröhlich vor sich hin, während sie den Zauber dieses märchenhaften Ortes auf sich wirken ließ.
Ihre dunklen Augen wanderten von der friedvollen Umgebung zu dem regen Treiben, welches sich vor ihr abspielte.
In der Ferne konnte sie Karenn sehen und wie diese offenbar in eine rege Unterhaltung mit dem roten Kobold führte, den sie schon bei ihren letzten Besuch im Winterland kennenlernen durften.
Kero hingegen schien von dem grünen Kobold, mit der hinreißenden Streifenmütze, in Beschlag genommen zu werden.
Beim Anblick dieser Szene bildete sich auf Jassiminis Lippen ein breites Lächeln.
Ihr ruhiger Gang verwandelte sich in ein freudiges Hüpfen.
Ach, wie hatte sie doch das Winterland vermisst!
Sie war völlig in ihren Gedanken versunken, als sie plötzlich eine warme Hand auf ihrem Gesicht spürte.
"Ich würde nur zu gerne wissen, an was du gerade denkst, meine Liebe."
Ihre Augen wanderten zu dem Mann neben ihr und das breite Lächeln, welches bis gerade noch ihre Lippen zierte, wurde kleiner und verwandelte sich in einen liebevollen Gesichtsausdruck, der ausschließlich für den Mann vor ihr bestimmt war.
Seine Augen hatten einen ähnlichen Ausdruck wie die ihren und seine Wangen hatten durch die Kälte einen rosaroten Farbton angenommen.
Der Schnee tanzte weiterhin um sie herum und einzelne Schneeflocken verfingen sich in ihren Haaren.
Leiftan streichte ihr sanft durch die Haare und versuchte sie so gut wie möglich von den kleinen Kristallen zu befreien.
Es glich einer Szene aus einem ihrer Märchenbücher, die sie immer gelesen hatte, als sie noch ein Kind war. Damals träumte sie davon, dass sie eines Tages einem Prinzen begegnen würde, der sie wie eine Prinzessin behandeln und sie bedingungslos lieben würde.
Für viele Jahre hatte sie sich nach einer Liebesgeschichte wie in einem dieser Bücher gesehnt, aber nun da sie tatsächlich in einer Beziehung mit dem Mann vor ihr war...
Ihre Augen wichen nicht aus seinem Gesicht, welches durch die Sonne, die hinter seinem Rücken leicht hervor schien, in ein engelsgleiches Licht getaucht wurde.
Kein Märchenprinz und keine Liebesgeschichte aus einem ihrer Bücher könnte je an ihn heranreichen oder an das, was sie füreinander empfanden.
Sie lehnte sich langsam vor und schloss die Augen. Sie waren bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs und hatten seither leider auch keinen Moment für zärtliche Zweisamkeiten.
Nun, da die anderen anderweitig beschäftigt waren, sollte sie Gunst der Stunde ergreifen und ihm zumindest einen Kuss stehlen.
Leiftan sah das wohl ganz ähnlich, da er keine Sekunde zögerte, um ihr entgegen zu kommen.
Doch leider wurden sie kurz bevor sich ihre Lippen treffen konnten auf eine äußerst unfreundliche Art und Weise unterbrochen.
Lautes Lachen erklang, als Jassimini sich den Schnee aus dem Gesicht strich.
Karenn stand ca. fünf Meter entfernt von ihnen und hielt sich lachend den Bauch, während Kero entgeistert auf sie einzureden schien.
Der grüne Kobold schien die ganze Situation erheiternd zu finden, während der Rote eher entnervt schien.
Jassimini beobachtete ihre Kindheitsfreundin für einen kurzen Moment, bevor sie aus dem Schnee, der wenige Sekunden zuvor noch in ihrem Gesicht war, einen neuen Schneeball formte und ihn der jungen Vampirin blitzschnell ins Gesicht schmiss.
Karenn, die noch von ihrem Lachanfall ganz eingenommen war, konnte nicht schnell genug reagieren und so landete der Schneeball mitten in ihrem Gesicht.
Das Lachen des Vampirmädchen verstummte, während zeitgleich das glockenhelle Lachen der Braunhaarigen von allen Seiten wieder zu hallen schien.
Beide sahen sich einen Moment bevor sie in lautes Gelächter ausbrachen und wortlos entschieden nun auf die Barrikaden zu gehen.
Jassimini formte schnell ein paart Schneebälle und gab Leiftan einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor sie sich in Gefecht stürzte.
Für die nächsten Minuten war die Luft erfüllt von freudigen Gelächter, dem genervten Gezetere eines Kobolds und des entfernten Wolfsgeheul eines nur all zu bekannten Gefährten.
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Nachdem der Kampf mit einem Unentschieden zu Ende ging, setzte die Gruppe ihren Weg fort.
Karenn und Jassimini warfen sich auf dem restlichen immer wieder spitzbübische Blicke zu, die jedes Mal in Gekicher endete. Kero versuchte sich verzweifelt bei den Kobolden zu Entschuldigen und Leiftan beobachtete seine Freundin mit einem verliebten Blick, während er ihr immer wieder liebevoll über die Hand strich, die er seit dem Ende der Schneeballschlacht auch nicht wieder losgelassen hatte.
Am Abend kamen sie schlussendlich an der Spielzeugfabrik an und Jassimini begannen mit kindlicher Freude aufzuleuchten. Wie sie diesen Ort doch vermisst hatte! Aufgeregt lief sie die kleine Anhöhe, auf der sich die Gruppe befand, herunter und direkt auf den Eingang des Gebäudes zu.
Es war noch genauso zauberhaft wie in ihrer Erinnerung. Die Luft roch nach den Zuckerstangen, die den Weg bis hier her gepflastert hatten, das goldene Licht, das von innerhalb des Gebäudes in sanften Tönen nach draußen hervor drang gab ihr ein heimisches Gefühl und die bunten Lichterketten, erschienen in der Dunkelheit der Nacht beinahe wie kleine Gefährten, die sie nach langer Abwesenheit wieder zu Hause willkommen hießen.
Hinter sich konnte die junge Frau leises Gelächter, als sie die Hand hob, um an der Tür zu klopfen und auf sich aufmerksam zu machen.
Doch wurde ihr Plan von einem kleinen blauen Lichtermeer vereitelt, der wie ein Blitz von innen herausgeschossen kam.
Sie taumelte einige Schritte zurück, bis sie auf den Ursprung dieses Angriffs herabblickte.
Der kleine blaue Kobold, der sie letztes Mal so tatkräftig bei ihren Aufgaben unterstützt hatte, hatte seine kleinen Arme, so gut er es eben konnte, um ihren Hals geschlungen und umarmte sie.
Vorsicht legte sie dem Kobold einen Arm um und lehnte sich zärtlich lächelnd mehr in die Umarmung.
Da hatte sie wohl auch jemand vermisst.
Nach und nach schloss die Gruppe auf und wurde ebenso herzlich von dem kleinen Kobold begrüßt.
Obwohl Leiftan letztes Jahr nicht anwesend war schien der blaue Kobold besonders an ihm interessiert zu sein und schwebte während wir halfen die Geschenke zu verpacken verdächtig oft zu ihm herüber, um ihm ihre Hilfe anzubieten.
Die Zeit verging wie im Flug und schon bald waren sie mit den Vorbereitungen für Weihnachten fertig und bereiteten sich erneut auf ihre Abreise vor.
Jassimini sah sich noch einmal in der Spielzeugfabrik um, als ihr Blick schon nahezu melancholisch wurde.
Sie würde wieder ein ganzes Jahr warten müssen, um wieder das Winterland zu besuchen und selbst dann war es noch nicht einmal sicher, dass sie wieder mit Jack zusammenarbeiten würden.
Jack...
Sie würde lügen, würde sie behaupten, dass sie nicht zumindest ein kleines bisschen enttäuscht gewesen war, dass sie ihn dieses Jahr nicht wieder gesehen hatte.
Welches Problem er er wohl dieses Jahr lösen musste, dass es ihn gleich für mehrere Tage von der Fabrik wegführte?
Noch bevor sie sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte fühlte sie, wie sich ein samtweicher, mit flauschigem Fell besetzter Kopf an sie schmiegte.
"Olga?"
Der kleine Katzengefährte schmiegte sich wie zur Bestätigung weiter an sie.
Wie automatisch legten sich auch die Arme der Frau um sie und sie vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell an dem Kopf des Gefährten. Die Beiden saßen auf diese Weise für einige Zeit zusammen mitten in der Spielzeugfabrik, bis hinter ihnen einen Stimme erklang.
"Habe ich nun etwa Konkurrenz in Form eines Gefährten?"
Jassimini blickte auf und sah die Liebe ihres Lebens dort vor sich stehen. Langsam ließ sie von Olga ab und ging auf ihn zu. Leiftan breitete die Arme aus und Jassimini nutzt die Chance, um sich eng an ihn zu schmiegen.
"Du weißt doch, dass mein Herz nur dir gehört."
Wie zur Bestätigung verfestigte sich sein Griff um sie herum.
Ein erleichtertes Seufzen entwich Leiftan, als er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub
"Wir hatten in den letzten Tagen kaum Zeit nur für uns Zwei. Ich kann es kaum erwarten, wenn wir zurück im Hauptquartier sind und wir den restlichen Tag zusammen entspannen können."
Jassimini gab ein zustimmendes Murmeln ab.
Leider musste sie ihm zustimmen. In den letzten Tagen waren sie so sehr mit den Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt, dass sie kaum Zeit für zärtliche Zweisamkeiten übrig hatten. Um so mehr genoss sie nun diesen kurzen Moment der Ruhe, der nur ihnen Beiden zu gehören schien.
Nach einigen Minuten spürte sie Leiftans Atmen an ihrem Ohr. Ein angenehmer Schauer durchlief ihren Körper, als er zu sprechen begann.
"Ich habe vor unserem Aufbruch noch eine Überraschung für dich."
Fragend legt sie ihren Kopf zur Seite und Leiftan deutete wortlos und mit einem zärtlichen Gesichtsausdruck nach oben.
Jassimini folgten seinem Finger und blieben schlussendlich an einem Mistelzweig hängen.
Ruckartig sah sie ihm wieder in die Augen, dieses Mal mit geweiteten Pupillen und geröteten Wangen.
Leiftan legte zärtlich seine Hände auf ihre Wangen und flüsterte in einem liebevollen Ton, einem Ton, der nur ihr vorbehalten war: "Frohe Weihnachten."
Mit diesen Worten legte er seine Lippen sachte auf die ihren. In diesem Moment schien alles um sie herum zu verschwinden. Die Farben der Spielzeugfabrik verwischten, bis sie kaum mehr voneinander zu unterscheiden waren, die Stimmen ihrer Freunde, die sich lautstark von den Kobolden verabschiedeten verstummten immer mehr, bis sie sie schlussendlich nur mehr wie durch Watte und anschließend überhaupt nicht mehr wahrnehmen konnte.
Ein Feuerwerk explodierte in ihrem Bauch und ein Kribbeln durchzog ihren gesamten Körper.
Sie und Leiftan hatten schon viele Küsse geteilt, allerdings fühlte sich jeder Einzelne an wie ihr Erster.
Mit einem tiefen Seufzen erwiderte sie den Kuss und verschränkte die Arme in seinem Nacken.
Umgeben von den funkelnden Lichter der Weihnachtsbeleuchtung verbrachten sie einige Minuten in trauter Zweisamkeit.
Als sie bereit waren sich voneinander zu lösen verbrachten sie noch einige Minuten eng umschlungen, bevor sie gemeinsam nach draußen schritten.
Es war als würde man aus einem Traum erwachen, alle Farben und Töne, die zuvor im unendlichen Nichts verschwunden schienen kamen mit einem Mal, in voller Intensität zurück.
Karenn verabschiedete sich gerade von ihrem Lieblingskobold, während Kero noch einmal ihren Proviant auf Vollständigkeit überprüfte.
Jassimini wollte gerade zu Kero gehen und sehen, ob sie ihm helfen konnte, als sie ein lautes Heulen hinter sich vernahm.
Ruckartig drehte sie sich um und sah niemand anderen als Romulus!
Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke: Wenn Romulus und Olga hier sind, dann sollte...
"Welch eine Schande, dass wir uns erst jetzt wieder sehen."
Hinter Romulus trat ein Mann hervor. Er trug ein edles Gewand, einen schneeweißen Pelz auf seinen Schultern und eine mit eisblauen Kristallen versehenen Krone auf seinen Kopf. Ein leichtes Lächeln zierte seine eisblauen Lippen, als sein Blick auf sie fiel.
"Jack?!"
Sein Lächeln wurde daraufhin nur ein Stück breiter, woraufhin Jassimini ihm mit einem freudigen Lachen um den Hals fiel.
Leiftan schien zu verstehen, dass die Beiden noch etwas Zeit brauchten und übernahm Jassiminis ursprünglichen Plan Kero zu helfen.
Jack legte nach einer zögerlichen Sekunde seine Arme um die junge Frau und erwiderte ihre herzliche Umarmung.
"Ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich dieses Jahr keine große Hilfe dargestellt habe, aber Romulus, Olga und ich hatten eine wichtige Mission am Rande des Winterlandes."
"Du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin einfach nur froh, dass du noch vor unserer Abreise zurückgekommen bist!"
Langsam lösten sie sich voneinander und lächelten sich kurz vielsagend an.
"Wie ich sehe hast du dich seit deinem letzten Besuch kaum verändert."
"Naja, ich helfe nach wie vor wo ich nur kann und gerate dabei eben das eine oder andere Mal in eine missliche Lage. Aber naja, jemand muss es ja tun, auch wenn das leider heißt, dass Leiftan sich mehr Sorgen machen muss als notwendig wäre..."
Beim letzten Teil kratzte sie sich verlegen am Hinterkopf und lief rot an.
Jack blickte über ihre Schulter hinweg, zu dem Mann, der bis vor kurzen noch an ihrer Seite stand.
Jassimini beobachtete Jack wie er Leiftan von oben bis unten zu mustern schien und anschließend sein Blick kurz nicht deutbar wurde.
Gerade als sie den Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen wandte er sich wieder ihr zu: "Er ist ein zu beneidender Mann."
Jassimini Mund klappte bei diesen Worten geschockt auf und ihr Gesicht lief erneut knallrot an.
Sie setzte immer wieder nach Worten ringend an, doch fiel ihr keine passende Antwort auf diese eineindeutige Aussage ein.
"Jassimini, komm! Wir wollen los!" Karenn machte lautstark auf sich aufmerksam und deutete auf den Stand der Sonne, der deutlich machte, dass sie eigentlich schon unterwegs sein sollten.
Jassimini Blick glitt wieder zu Jack, als sie fühlte, wie er nach ihrer Hand griff.
Er verbeugte sich vor ihr und führte ihre Hand zu seinen Lippen. Während der gesamten Zeit, in der seine Lippen ihre Haut berührten wich sein Blick nicht eine Sekunde von ihren Augen.
Nach Sekunden, die wie Stunden wirkten, richtete sich Jack mit einem freundlichen Lächeln wieder auf und sah in das erstaunte Gesicht von Jassimini.
"Ich hoffe doch sehr, dass wir uns in den kommenden Jahren wiedersehen werden und sei nur für einen kurzen Besuch, da dir Weihnachten im Sommer fehlt."
Daraufhin konnte Jassimini nur ein kurzes Lachen von sich geben und nickte freudig.
Karenn machte sich wieder bemerkbar, weshalb die Verabschiedung zwischen Jack und Jassimini nur sehr kurz ausfiel.
Jassimini war bereits auf halber Strecke zu ihrer Gruppe als Jack nochmal nach ihr rief.
Fragend drehte sie sich zu ihm um.
"Bring bei deinem nächsten Besuch doch auch Leiftan mit, ich hätte ihm da einige...Vorschläge zu unterbreiten." Bei dem Lächeln, dass er zeigte hatte Jassimini eine gute Vorstellung um was es bei diesen "Vorschlägen" gehen würde.
Statt einer Antwort gab sie dem Herrn des Eises nur einen spitzbübischen Blick und ein Zwinkern, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und zum Rest ihrer Gruppe aufschloss.
Für Dips
Anmerkung: Die Geschichte spielt in Dips früher Kindheit. Wie du erinnerst dich nicht mehr? Wahrscheinlich warst du einfach noch zu klein.
Es war einmal, in einem weit entfernten Land was sich Eldarya nennt, da lebte eine kleine Fuchsfamilie tief im Wald. 5 kleine Fuchsjungen, ein Mama-Fuchs und ein Papa-Fuchs. Immer, wenn die Kinder im Wald spielen gingen riet die Mutter ihnen: „Geht nicht zu tief in den Wald und bleibt immer dicht beieinander! Sonst verlauft ihr euch noch.“ Und die Kinder gehorchten der Mutter. Aber eines der Jungen, das war besonders mutig und abenteuerlustig. Dips liebte den Wald und hatte auch eine gute Orientierung. Deswegen führte es sie an diesem Tage besonders weit in den Wald. Die Warnung der Mutter missachtend lief die kleine Dips immer weiter und weiter durch das Gestrüpp des tiefen Waldes. Ihre Geschwister sah sie dabei schon lange nicht mehr. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt einem niedlichen wilden Gefährten tiefer in den Wald zu folgen. Als sich Klein-Dips an dem niedlichen Fenrisulfr satt gesehen hatte erschrak sie ganz fürchterlich. „Oh weh mir, ich weiß gar nicht mehr wo ich bin.“, weinte das junge Füchslein. Wie sollte sie nur je wieder nach hause finden? Unsicher und verängstigt machte sich das Fuchskind auf den Heimweg. Immer weiter und weiter tapste es tapfer über den schneebedeckten Waldboden, der unter seinen Füßen knirschte. Als sich Dips schon verloren sah, da traf es plötzlich eine weise Eule. „Guten Tag, liebe Eule. Kannst du mir sagen wie ich zurück zu meinem Fuchsbau komme? Ich habe mich verlaufen und ich fürchte mich so.“, sprach die kleine Füchsin. Die weise Eule nickte wissend. „Schuhu, dass kann jedem mal passieren, schuhu. Keine Sorge, junger Fuchs. Du musst nur immer weiter gen Norden gehen und dann kommst du nach Haus.“ Dips spürte, wie ihr gleich wärmer ums Herz wurde, als sie die beschwichtigen Worte der alten Eule hörte. „Hab vielen Dank, gute Eule.“, sagte das Fuchskind und ging nun etwas mutiger voran.
Freudig bemerkte das Füchslein, dass sie diesen Honigfruchtbaum schon mal gesehen hatte. Sie war auf dem richtigen Weg. Aber, oh Schreck! Ein großer Baumstumpf war mitten in den Weg gerollt! Eine starke Windböe musste ihn umgeworfen haben. Dips fröstelte bei dem Gedanken, er hätte sie unter sich begraben können. Wie sollte sie so nur Heim kommen? Verzweifelt versuchte sie den Stamm zu rollen, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. Zu Dips Leidwesen hatte es auch noch zu schneien angefangen und das kleine Fuchskind fror noch mehr als sowieso schon. Müde ließ es sich neben den Baumstamm nieder und fing an zu weinen. Es wollte so gerne zurück nach hause....da bewegte sich plötzlich der Baumstamm! Erschrocken sprang das Kleine auf. Wie durch Zauberhand erhob sich der Stamm und flog zur Seite, wo er zu einem fein säuberlichen Stapel Feuerholz wurde. „Den nehme ich später mit.“, sagte eine freundliche Stimme. Dips schaute sich verwirrt um und ein freundliches Lachen erklang. „Hier, du frierst doch sicher.“, sagte die Stimme und vor Dips Nase baumelte plötzlich ein rot-weißer Schal. Dips schaute am Schal hoch und sah eine wunderschöne Gestalt mit flauschigen Flügeln. „D-danke. Das ist so freundlich!“, strahlte das Fuchskind und nahm den Schal entgegen. Als es sich den Schal umgelegt hatte und die Gestalt fragen wollte wie sie hieß, war sie schon wieder verschwunden. Wie im Traum.
Durch die Freundlichkeit der alten Eule und die des engelhaften Wesens hatte Dips neue Kraft geschöpft und stapfte mutig voran durch den mittlerweile sehr hohen Schnee.
Weit konnte es nicht mehr sein, da war sich Dips sicher. Und trotzdem, irgendwo musste sie sich vertan haben. Vielleicht einmal falsch abgebogen? Sie wusste es nicht. Warum war es nur so schwer nach hause zu finden? Sie stellte sich doch nicht nicht so dämlich an! Sie war enttäuscht von sich selbst. So etwas war ihr noch nie passiert. Sie merkte, dass die Wärme, die sie zuvor durch die freundlichen Gesten verspürte, wieder von ihr wich. „Nicht verzagen, Conrad fragen.“, quakte da eine Stimme. Dips drehte sich einmal um sich selbst, um dann in zwei große Froschaugen zu blicken. „Quaaak, du hast nur die falsche Abbiegung genommen. Geh nochmal zurück und bei der letzten Kreuzung nach Süden, dann bist du Zuhause.“ Verwirrt blickte sie den Frosch an. „Woher weißt du?-“, aber der Frosch wiederholte nur: „Nicht verzagen, Konrad fragen.“, und hüpfte davon. Irritiert folgte Dips dem Rat des Frosches.
„MAMA! PAPA!!!“, schrie Dips und rannte ihren Eltern in die Arme. Sie konnte es nicht glauben! Sie hatte es wirklich geschafft. Sie war Zuhause. Konrad hatte wirklich Recht gehabt. „Habe ich doch gesagt, Quak. Nicht verzagen, Konrad fragen.“, brummte Konrad, der plötzlich an der Fuchsfamilie vorbei hüpfte. „Danke, Konrad.“, schniefte das Fuchsmädchen und winkte ihm hinterher. Die Eltern sahen dem Frosch verwirrt hinterher. „Ich glaube, du hast uns eine menge zu erzählen, oder?“, fragte die Mutter mit hochgezogener Augenbraue. „Oh ja!“, schniefte Dips und klammerte sich an ihre Mutter und sie merkte die Wärme um ihr Herz herum umso mehr. So viele freundliche Fremde hatten ihr geholfen nach hause zu kommen. Sie war wirklich ein Glücksfuchs. Und so erzählte Klein-Dips ihrer Familie bei einer Tasse heißen Kakao mit Marshmallows und einem Bueno-Riegel zum umrühren von ihrem kleinen Weihnachtswunder und alle freuten sich, dass Dips wieder da war. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.