Genre: Mystery | Drama | Romance | Fantasy | (BL, Offen)
Neuste Updates:
- die Anzeige von römischen Zahlen (I-V) und arabischen Zahlen (1-5) habe ich zur besseren Übersicht getauscht.
- In Chapter III (Ezarel) sind ein paar Anpassungen und "Optimierungen" im Vergelich zur ersten Fassung. Das betrifft ein paar Dialoge und vor allem die Figur von Emils Meister. Aber auch das Ende des Chapters.
- Ein neuer Part erscheint immer sonntags.
- Aufgrund einer Leseranfrage habe ich die Schriftgröße erhöht.Infos zur FF
Kennst du die Story schon?
„Vielgeschätzte LeserIn,
ab heute wird dir eine neue Rolle zuteil und damit große Verantwortung übertragen.
Wenn du diese Reise mit uns antrittst, dann bist du nicht nur ein Beobachter und Zuhörer, sondern auch ein Geschworener. Denn in Eldarya ist viel vorgefallen, wozu am Ende dein Urteil erforderlich wird. Es gab eine Reihe von Täuschungsversuchen, Lügen, Entführungen und sogar Zerstörungen ganzer Dörfer.
Wir werden die Vorkommnisse im Laufe dieser Geschichten genau durchleuchten, Zeugen befragen und klären, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Doch am Ende treffen du und die anderen Geschworenen eine Entscheidung darüber, über wen eine Strafe verhängt werden muss. Jemand muss schließlich für das Unheil und die Unordnung gerade stehen. Doch glaube mir, so simpel ist die Lage nicht...
aber greifen wir den Dingen nicht voraus.“
>> Prolog
Jetzt reicht’s!
Wenn mein Chef mich noch einmal zu einer zusätzlichen Schicht am Wochenende nötigte, würde ich ihm die Pizzen in seinen gierigen Schlund stopfen.
Ich konnte keinen Käse mehr riechen und zum Auszutragen war ich nach 17 Stunden auf den Beinen einfach zu müde. In dem Moment fiel mir wieder ein, warum ich einen wehrlosen Mehlsack trat und nicht den Mann, der mich zwang, heute den fünfhundertdreißigsten Teigklumpen zu kneten.
Dass ich mich in dieser Situation befand, war zu einem großen Teil leider meinem eigenen Dickkopf geschuldet. So etwas passierte eben, wenn man sich die Blöße gab und Schwäche zeigte.
Ich hatte meinen Chef immerhin angefleht, mich für einen Extra-Bonus Überstunden machen zu lassen. Auf Knien. Wenn ich genau darüber nachdachte, hatte er mich zwar verspottet, sich aber dabei die Hände gerieben, als ob er damit Gold aus der Luft zaubern könnte.
Inzwischen ging er wie selbstverständlich davon aus, dass ich 24/7 zur Verfügung stehen musste. Was war schon Arbeitsrecht? Was war schon Pause? Für diesen Bonus sollte ich schließlich schuften, ihm beweisen, dass ich es wirklich verdient hatte. Schließlich ging er hier das Risiko ein, wenn er mich dafür unter der Hand bezahlte.
Doch wie soll ich es anders sagen: in dem Punkt hatte er mich wohl in der Hand. Leider.
Meine Ersparnisse beliefen sich auf ein paar kleine Münzen, die ich seit meinem 7. Geburtstag in einem angeknacksten Sparschwein mit roter Krawatte gesammelt hatte. Nicht mal ansatzweise genug, um mir die Konzertkarten zu kaufen, denen ich schon seit Veröffentlichung der Werbeplakate hinterherhechelte. Ich weiß, was du jetzt denkst, aber es waren nur noch wenige Wochen bis zum Vorverkauf der Karten und ich musste auf dieses Konzert. Wirklich.
Auch wenn mich meine Kolleginnen dafür verspotteten. Mir war das gleich. Für dieses Konzert war ich bereit meinen Schlaf und notfalls meinen Stolz zu opfern.
Was regte ich mich also auf?
Wenn ich auf jemanden sauer war, dann auf mich selbst. Die Suppe hatte ich mir selbst eingebrockt.
Genervt und doch entschlossen nahm ich daher den Stapel Pizza-Kartons vom Tisch und balancierte diesen zu einem der Motorroller des „Pizza Pizza“-Unternehmens.
Und ja, Pizza Pizza. Bei so viel Einfallsreichtum wunderte ich mich echt, wie wir noch nicht Pleite gehen konnten. Selbst beim Belag war mein Chef ein echter Geizhals. Die Pilze, die er verwendete, sammelte er heimlich aus den umliegenden Wäldern. Als ich das herausfand, habe ich sämtliche Kunden kontaktiert, die eine Pizza Funghi bestellt hatten, aber es gab bisher keinerlei Vergiftungsklagen.
Entweder hatte mein Chef zur Abwechslung Mal Ahnung oder einfach tierisches Glück.
Wobei ich definitiv zu Letzterem tendierte, wenn ich an seine heutige Ausbeute von lila-schleimigen Exemplaren dachte.
Doch davon wollte mein Chef nichts wissen. Seine Laune wurde sogar noch schlimmer, als ich ihn darauf ansprach. Ich war daher froh, dass ich ihm wenigstens beim Ausliefern der Bestellungen aus dem Weg gehen konnte und schnallte zügig die Kartons auf den hinteren Gepäckträger.
Mit einem lauten Brummen setzte sich der Roller in Bewegung, doch ich ignorierte das Toben der alten Maschine. Ich brauchte nur einen Stecker ins Ohr stecken und schon war mein ganzer Ärger und der Lärm vergessen. Sanfte Beats und ein voller Klang verwöhnten meine Seele.
Verdammt, tat das gut.
Es war das letzte Album der Guardians, einer relativ unbekannten aber ziemlich talentierten Indie-Guitar-Band. Ein Tipp für Kenner sozusagen. Trotzdem waren die Karten für das Live-Konzert schweineteuer. Für eine Studienabbrecherin wie mich eine echte Hürde, aber so schnell würde ich nicht aufgeben. Die Musik war es einfach wert. Jeden einzelnen Cent, selbst jeden Tropfen Blut und Schweiß. Sich der Musik hinzugeben war, als fühlte man sich durch die Resonanz und die Rhythmen in eine andere Welt entführt. Ganz weit fort von hier.
Du bist mit den Gedanken doch sowieso immer in den Wolken, hatte mein Bruder einst gesagt.
Oh, ich hasste es, wenn er recht hat… Und mehr noch hasste ich es, dass er mich in diesem Kaff allein gelassen hatte. Seit Jahren lebte ich schon auf mich allein gestellt.
Aber so ist das halt. Menschen kommen und gehen. Es gab nur eine Person, auf die ich mich verlassen konnte, und zwar auf mich allein.
Um diese Zeit waren die Straßen frei und ich drehte den kleinen Roller auf sein Limit, damit ich heute noch ankommen würde. Selbst jetzt auf dieser ächzenden Maschine fühlte ich mich im Rausch der Klänge unbezwingbar. Der Wind tanzte um meine Nase und ich war dem Gefühl von Freiheit so nah, dass ich das gleißende Licht nur am Rande bemerkte, das sich in mein Sichtfeld schummelte - direkt auf meine Fahrbahn (!).
Mein Herz setzte aus.
Ich riss die Augen weit auf, doch ich erkannte sofort, dass ein Zusammenstoß unvermeidbar war. Die Räder quietschten auf der Brücke. Der Aufprall des Autos traf mein Vorderrad und hob den mickrigen Roller – einschließlich mich – in die Lüfte. War das mein Ende?
Ich hatte das Gefühl, mein Leben zöge an mir vorbei.
Es kam mir vor, als stünde die Zeit für einen Moment völlig still: Die Pizza-Schachteln flogen vom Gepäckträger und Käse verteilte sich über den Lenker und meine Kleidung. Tomatensoße spritzte mir ins Gesicht und der Pilzbelag verfing sich in meinen Haaren. Ich hielt den MP3-Player fest umklammert, da es sonst nichts mehr gab, was mir halt bot. Der Kopfhörer steckte immer noch in meinem Ohr, als ich durch die Luft wirbelte. Die Sterne tanzten im Rhythmus der Musik um mich herum. Und dann wurde es kalt. Eisig.
Ich spürte, wie mein Körper auf die Wasseroberfläche prallte, hart wie eine Mauer aus Stahl, und mich riesige Fontänen unter sich begruben. Ich erwartete von der Dunkelheit verschlungen zu werden, doch als die Pilze um mich herum zu leuchten begannen, wurde es so hell wie noch nie in meinem Leben.
Episodenbild_1
Letzte Änderung durch Ama (Am 20.03.2022 um 17.19 Uhr)